Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

lassen, hatten sie mit gründlichstem Eifer, aber in ihrer 
Auffassung über sinngemäße Ausführung erhaltener Be- 
fehle befolgt. Immerhin wurden hier noch über 40 ovo Liter 
Spiritus beschlagnahmt. 
Von Lyntupy wurden sogleich Anordnungen getroffen 
zur Unterbrechung der Bahnlinie Molodeczno—Poloczk. So 
ging noch in der Nacht eine Sprengabteilung unter Rtm. 
v. Pappenheim in Stärke von 2 Eskadronen, Rad-- 
fahrern, 4 Maschinengewehren, 1 Geschütz und Pionieren zur 
Zerstörung der Bahn nach Kozywicze (130 Kilometer östlich 
Wilna). Rtm. v. Pappenheim erreichte die Bahn an 
der befohlenen Stelle, griff ohne Zögern ein von Molodeczno 
eintreffendes russisches Bataillon an, warf es zurück und unter-- 
brach die Bahnlinie. Ein langer Zug mit Rampenmaterial 
wurde verbrannt, während ein verladenes russisches Geschütz, 
dessen Mitnahme unmöglich war, gesprengt wurde. 
Der 14. September 1915 brachte für das Kavallerie-- 
korps die Fortsetzung des in breiter Front angelegten Marsches 
in den Rücken der russischen Armee, und gegen ihre rück-- 
wärtigen Verbindungen über die Linie Zodziszki—Duba-- 
towka (südwestlich des Naroczsees)—Nowy-Miadziol (off; 
lieh des Naroczsees). Eine Unternehmung, ebenso kühn 
im Entschluß wie rücksichtslos in der Durchführung. Ein 
Reiterzug — angesetzt gegen die Lebensadern einer in 
beiden Flanken bedrohten Armee. Ein Vortragen der ge- 
fürchteten fchwarzweißen Lanzenflaggen weit hinter die ruf-- 
fische Front! Während sich im Norden und Süden die Zangen 
einer eisernen Klammer in Gestalt der Infanteriedivisionen 
zweier deutscher Armeen um die Flanken des russischen 
Heeres legten, begann im Osten, im Rücken des Heeres, 
die frisch zufassende Arbeit der deutschen Heereskavallerie. 
Ein einziger Ausweg schien dem Feind zum Entweichen: 
der Abschnitt zwischen dem Swirsee und den Berczyna-- 
sümpfen südlich Wischnew (87 Kilometer südöstlich Wilna). 
Abschnitt sowie die von Molodeczno auf Wilna, Lida 
und Minsk führenden Bahnlinien, ferner die Eisenbahn 
Minsk—Smolensk bildeten die neuen Zielpunkte der kühn 
geplanten, mit herrlichem Reitergeist durchgeführten Be- 
wegung dieses deutschen Kavalleriekorps. Gegen die genann- 
ten Bahnlinien gingen 2 Kavalleriedivisionen über die 
Wilia auf Soly und Smorgon vor. Die 3. wurde zunächst 
gegen die Bahn Wilejka—Poloczk eingesetzt. 
Sehr bald und gründlich machte sich die deutsche Kavallerie 
im Rücken des Feindes bemerkbar. Schon am Miadziolsee 
wurde eine etwa 500 Wagen starke Kolonne mit Proviant 
und Ausrüstungsgegenständen abgefangen. Auf die Wagen 
setzten sich die Leute eines zugeteilten Jägerbataillons, um 
nun besser den schnellen Bewegungen ihrer Kavalleriedivi- 
sion zu folgen. Bei Dnbatowka wurde eine Anzahl russischer 
Jntendanturbeamter gefangen. Sie führten eine Kasse 
mit russischen Staatsgeldern bei sich. Viehdepots und 
Vorratslager aller Art wurden beschlagnahmt. 
Im Kampf wurde die Wilia überschritten, Smorgon 
im Sturmangriff genommen, der Bahnhof Smorgon 
wurde zerstört. Das Kavalleriekorps schwenkte von Smor-- 
gon nach Südwesten und von Zodziszki in Richtung Soly— 
Schuprany ein. Es galt, in Gegend Soly—Smorgon die 
Hauptkräfte des Korps zunächst zusammenzuhalten gegen 
starke, westlich und nordwestlich Soly gemeldete, auf etwa 
4 Divistonen geschätzte russische Heereskavallerie. Zwischen 
Soly und Smorgon wurde die Bahnlinie durch Sprengung 
einer Überführung zerstört. Ein gerade in Smorgon ein- 
gelaufener Eifenbahnzug wurde mit Volldampf in das ge-- 
sprengte Trümmerfeld hineingejagt. 
Inden folgenden Tagen fanden in der Gegend Smorgon— 
Soly—Schuprany heftige Kämpfe statt. Am 16. September 
wurde das starkbesetzte Soly im Sturmangriffgenommen. Mit 
dem Bajonett wurden die Stadt und das Rittergut von der 
Die Kämpfe der Deutschen bis zum Spätherbst 1915.
	        
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