Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

108 Feldzug ge< 
GFM. v. Mackensen hatte die Aufgabe, gegen 
den Bug in der Linie Brest-Litowsk—Niemiröw vorzustoßen. 
Er ging mit der Bug-- und u. Armee zwischen Bug und der 
Linie Parczew—Rossosz—Biala vor und setzte des weiteren 
als Grenze zur k. u. k. 4.Armee Biala—Grud—Janüw 
und jenseits des Bug Wolczyn—Minkowice—Kriwlany fest. 
Eroberung von Kowel durch FZM. v. Puhallo. 
(24. August.) 
Die Front der Offensivgruppe V.Mackensens hatte sich 
im Vorwärtsschreiten bedeutend verschmälert, so daß sich 
die Möglichkeit bot, ohne Herabminderung ihrer Stoßkraft 
Streitkräfte herauszuziehen, die der Hauptsache 
nach zur k. u. k. Armee gesendet wurden. 
Das Bangen um die östliche Flanke des Kämpft und so 
empfindlichen Etappenraumes war noch nicht geschwunden. 
Des Feindes 8. Armee hielt nach wie vor gegenüber der k. 
n. k. 2. und {. Armee stand und streckte ihren Nordflügel. 
Das Gros seiner 13. Armee war im weiteren Umkreise von 
Kowel versammelt, und die Lücke zwischen beiden Armeen füllte 
starke Kavallerie. Je weiterv. Mackensen gegen Norden 
rückte, desto mehr dehnte sich die zu deckende Flanke, was neue 
Vorsorgen erheischte,—umsomehr, als sich gegen den 10. Au- 
gust eine feindliche Entlastnngsoffensive aus dem Räume Lu- 
sboml—Wlodawa vorzubereiten schien. Die Wahrscheinlichkeit 
einer solchen lag nah. Schien sie doch das letzte Mittel zu 
ein, das dem Feinde geblieben, um die bevorstehende Spal- 
tung seiner Streitkräfte in zwei getrennte Teile, nördlich und 
südlich der Rokitnosümpse, wenigstens so lange als möglich 
hinauszuschieben. 
Sie fand nicht statt. 
Schon um den 15. August war dank der neu herbei- 
geführten Truppen diese bisher als gefährdet empfundene 
Flanke nicht nur ausreichend geschützt, sondern es wurde 
auch möglich, hier selbst in des Feindes 
Reduit östlich des Bug vorzustoßen. 
Die Verstärkungen kamen von der k. 
u. k. 4. A r m e e, die entsprechend dem Schmälerwerden 
ihres Angriffsraumes nach und nach 3Korps hierher sandte, 
so daß Erzherzog Joseph Ferdinand am 15. August 
nur mehr über das XIV., XVII., VIII. Korps und die 
Polnische Legion, wenige Tage später außer letzterer noch 
über das XVII. und VIII. Korps verfügte. Der Erzherzog- 
armee kam denn auch, über Miedzyszecze hinausgelangt, 
nur ein Frontraum von 10 Kilometer zu und ihr Entbehrlich- 
werden im bisherigen Operationsraume überhaupt wurde 
eine Frage von Tagen, abhängig von der Dauer des feind- 
lichen Widerstandes bei Brest-Litowsk. 
FZM. v. Puhallo hielt bis Mitte August von der 
Ratamündnng bis über das Bugknie nördlich Sokal hinaus 
mit dem k. u. k. Ii. und I. Korps, an der Luga, beim neu- 
geschaffenen Brückenkopfe von Wladimir—Wckynskij und 
von hier abwärts zum Bug, endlich bngabwärts bis zur 
Uherkamündung mit dem k. u. k. Korps S z u r m a y und 
dem Kavalleriekorps Heydebreck unverändert starke 
feindliche Kräfte fest. 
Am 19. August erreichte bereits das von der k. u. k. 
4. Armee in Fußmärschen herübergelangte k. u. k. X. Korps 
Wladimir—Wckynskij, das k. u. k. IX. Korps den Raum 
östlich Cholm; das k. u. k. XIV. Korps war noch im An- 
marsche von Hansk. 
Nun, mit diesem neuen Rückhalte war der Zeitpunkt da, 
in Rußland. 
dem Feind, der es unterließ, die gewärtigte Offensive durch- 
zuführen, selbst an den Leib zu rücken. Das Ziel, das sich 
FZM. v. Pu h all 0 steckte, war Kowel, der wichtigste Eisen- 
bahn- und Straßenknotenpunkt östlich des Bug, mit dessen 
Gewinnung die Verbindung von Brest-Litowsk mit dem 
Festungsdreiecke Luck—Rowuo—Dubuo zerschnitten wird. 
Schon am 19. August säuberte das Kavalleriekorps 
v. Heydebreck, das ober- und unterhalb Dnbienka User 
wechselte, das Buganland vom Feinde und erreichte am selben 
Tage die Tnrija und die Linie Olesk—Lnboml. Ihm wurden in 
seinem Vorrückungsraume zwischen den Bahnlinien Wladi- 
mir—Wokinskij—Kowel und Luboml—Kowel zuerst De- 
tachements aller Waffen, dann aber beiderseits der erst- 
genannten das k. u. k. ix., der letztgenannten das k. u. k. 
XIV. Korps nachgeschoben. Der Feind, zur selben Zeit auch 
nördlich von der deutschen Bugarmee entschieden angegangen, 
verfügte gegenüber dem konzentrischen Angriffe der Korps 
v. P u h a l l 0 s nur über sein xxxi. Korps. Er wich 
schrittweise, wehrte sich verzweifelt. In der Linie Turyjsk— 
Ruda stellte es sich zum letztenmal. Gezwungen, auch diese 
Stellung preiszugeben, ging es dann über Kowel zurück, 
in das in den Morgenstunden des 2 4. A u g u st v. P u- 
Hallos Truppen einzogen. 
FZM. v. Puhallo ließ den Feind in östlicher und 
nördlicher Richtung durch das Kavalleriekorps verfolgen. 
Seine anderen Gesamtstreitkräfte, jetzt 6 Korps, mit zu- 
sammen 13Infanteriedivisionen, hingegen wandten sich 
geschlossen gegen die von den nördlichen Armeen abgeschnit- 
tene russische Südwest front. 
Eroberung von Brest-Litowsk. 
(17. bis 26. August.) 
GdJ. v. Linsingen schloß mit der deutschen Bug- 
armee bei der Uherkamündung an die k. u. k. Armee an. 
Er stand mit Teilen noch im Dienste der Bugsicherung, 
hatte aber des weiteren die Aufgabe, Brest-Litowsk von 
der Süd- und Westseite einzuschließen und später anzugreifen. 
Hiezu war ihm jetzt auch das ebenfalls zur Einschließung 
zwischen der Bahnlinie Biala—Brest-Litowsk und der 
Krzna angesetzte k. u. k. VI. Korps unterstellt. 
Wie v. Puhallo schickte sich auch v. Linsingen an, 
nicht nur das Ostufer des Bug zu gewinnen, sondern auch den 
Feind östlich des Bug zu vertreiben. Nachdem am 15. und 
16. August der Fluß bei Wlodawa forciert und dort ein 
Brückenkopf geschaffen war, gelang es in den folgenden 
Tagen, den Fluß an mehreren Stellen zu überschreiten. 
Ostlich der Teiche bei Mielniki Szachie, Piszeza und an der 
Kapajnwka wollte der Feind neuerlich standhalten. Er 
wurde am 22. August geworfen, ließ nichts unversucht, 
seinen nachdrängenden Verfolger aufzuhalten, ging aber 
schließlich, in zeitlicher Übereinstimmung mit seinem XXXI. 
Korps vor der k. n. k. Armee nord- und nordostwärts zurück. 
In diesen Richtungen folgte v. Linsingen mit aller 
Entschiedenheit. Bis 25. August erwehrte sich der Feind 
immer noch seiner Verfolger,—dann aber eilte er von dannen. 
Brest-Litowsk war seines südlichen Schutzes am östlichen 
Bugufer beraubt. — 
Indessen war die Einschließung ter Westfront dieser 
Festung vorwärtsgeschritten. Schon seit 17. August lagen 
die Einschließungstruppen unter ihrem schweren Artillerie- 
feuer, das die Widerstandsfähigkeit der zu zähem Aushalten 
angespornten Vorfeldtruppen bedeutend erhöhte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.