Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Feldzug gegen Rußland. 
der Manneszucht bei den Verbündeten, die den Feind zum 
Rückzug zwang. Dieser blutige Wettstreit Mann gegen 
Mann im weiteren Sinne als entscheidender Faktor dauerte 
jedoch nicht mehr lange. Denn schon waren die Verbündeten 
daran, eine Lebensader des Feindes zu durchstoßen: die 
Eisenbahnlinie Iwangorod—Lublin—Cholm. 
Dann mußte der Feind immer mehr der Spielball der 
Ereignisse ringsum werden. 
Er schätzte zwar das zielbewußte und kraftvolle Handeln 
seines Verfolgers richtig ein, erkannte aber auch die Gefahr, 
die ihm drohte. Er wollte daher die einzige Transversal-- 
linie, die bisher so vortreffliche Dienste geleistet, auf der in 
kritischer Stunde Taufende an Mann und Tonnen da und 
dort hingestellt werden konnten, vor des Angreifers Über- 
flutung retten, erhielt Bataillon um Bataillon zur Ver- 
stärkung und verfeuerte Munition in schon lange nicht mehr 
gekannten Mengen. 
Die Verbündeten waren dem Feinde unmittelbar gefolgt 
und es entspannen sich nun neue Kämpfe. 
GdI.v. Linsin gen nahmHrubieszüw, und se.ine 
Truppen zunächst des Bug drangen bis 24. Juli nordwärts 
bis in die Gegend von Stepankowice vor. Sein Beskiden- 
korps wehrte sich indessen heftiger Gegenangriffe des Feindes 
bei Uchanie und Wojslawice, die letzterer zur Entlastung 
seiner Gruppen östlich und westlich dieses Raumes vollführte. 
Hier war es wieder das k. u. k. VI, Korps, das an das 
Beskidenkorps unmittelbar anschließend, schon am 20. Juli 
in die feindliche Stellung stellenweise eindrang und sich in 
den nächsten Tagen nicht nur gegen Vorstöße behauptete, 
sondern auch den Übergang über die Bachlinie südlich Krupe 
bei Siennica Rozana erzwang. 
Schon wurde auch die Eisenbahnlinie, die der Feind deckte, 
an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen: am 22. Juli zer-- 
störte Mörserfeuer die Wieprzbrücke südöstlich Biskupice. 
Während die deutsche 1^. Armee sich zu einem neuen 
wuchtigen Schlage bereitstellte, ließ der Feind, der jetzt hier 
seine besten Truppen eingesetzt hatte, nichts unversucht, 
die Reihen der deutschen Armee zu durchbrechen. 
Wie bei ihr standen auch bei Erzherzog Joseph Ferdi-- 
n a n d die letzten Julitage im Zeichen harten, blutigen Rin¬ 
gens. Nach einem Durchbruch der feindlichen Stellung beider-- 
seits B a r z e ch ö w am 20. Juli ging der Feind in seine letzte 
vorbereitete Widerstandslinie südlich Lublin zurück, Bachlinie 
bei Belzyce—Kowala—Karczmiska, in der er sich, östlich gedeckt 
durch die dort standhaltenden Truppen, zu behaupten trachtete. 
Inzwischen bereiteten sich westlich der 
Weichsel große Ereignisse vor, deren 
Rückwirkung diesseits nicht lange auf 
sich warten lassen konnte. 
v. Woyrsch und v. Kövess waren dem Feinte 
hart am Leibe. Seines Schicksals, demnächst über die Weichsel 
geworfen zu werden, gewiß, wollte er wenigstens noch Zeit 
gewinnen, seine Trains über den Strom zu bringen und 
wehrte sich mit allen Kräften. Er fühlte sich immerhin noch 
sicher, damit rechnend, daß die Nähe der Festung Iwangorod 
nicht verfehlen würde, die Verfolgung zu bremsen. Wie 
wenig sich indessen die Verbündeten behindert fühlten, 
zeigten ihre Fortschritte: am 20. Juli waren sie in der Linie 
Przylek—Zwolen—Czarna — Gegend der Radomka nörd-- 
lich Jastrzebe und am 22. an der Weichsel von Janowiec 
abwärts, Iwangorod in der Linie Gniewoszüw— 
Brzeznica — nördlich Kozienice einfchließend, nach- 
dem tags vorher der Feind in großer Eile 
im Räume zwifcheu 
Empfang des Erzherzogs Joseph Ferdinand in Lublin. 
eichsel und Radomka 
zurückgewichen war. 
Feuerüberfälle und An-- 
griffe aus der Festung her-- 
aus wechselten ab. Dennoch 
wurde nicht nur die Ein-- 
schließung näher herange¬ 
tragen, sondern es vollzog 
sich angesichts der Festung 
in der Nacht vom 24. zum 
25. Juli bei den Verbün- 
deten eine Kräfteverschie-- 
bung, der zufolge nunmehr 
v.Kövess ausschließ- 
lich die Einschlie- 
ßuug und Eroberung 
vonJwangorod zu- 
fiel. Er hatte am 2?. Juli 
seine Truppen wie folgt 
gruppiert: 
Die 7. Kavalleriedivi- 
sion sicherte die Weichsel-- 
strecke Janowice bis südlich 
Golab, 
die 16.und 35. In¬ 
fanteriedivision (f. u. k. 
xil. Korps) schlössen die 
Festung ein, erstere südlich, 
letztere nördlich der Bahn- 
linie, bis zur Weichsel nörd- 
lich Kozienice. 
Seine 9. Kavalleriedivi-
	        
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