Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

verhindert, wodurch Zeit gewonnen wurde, neue Verstärk 
kungen heranzuführen. Am 23. Mai überschritten dann die 
Russen den Fluß und rückten gegen Rossienie vor. Doch in der 
Nacht auf den 24/Mai umging der größere Teil der deutschen 
Truppen den Westflügel der Russen und rollte diesen in den 
Morgenstunden auf. Bald darauf machte sich auch der Druck 
deutscher von Süden her operierender Kräfte fühlbar und 
so konnte die brückenkopfartige, stark ausgebaute Stellung 
am Westufer des Flusses von den Russen nicht länger gen 
halten werden. Sie zogen sich vor den kühn stürmenden 
deutschen Truppen über das Tal der Dubissa zurück, über-- 
schüttet vom wirksamsten deutschen Artillerien, Infanterien 
und Maschinengewehrfeuer. Die deutsche Kavallerie folgte 
den Russen auf den Fersen und fügte den kaukasischen 
Schützen immer größere Verluste bei. 2500 Gefangene und 
15 Maschinengewehre blieben in den Händen der Deutschen, 
welche verhältnismäßig geringe Verluste zu beklagen hatten. 
Derartige gelungene Vorstöße haben die Deutschen in 
diesen Tagen noch mehr ausgeführt, so am 27. Mai, als 
gelegentlich eines an der Straße Rossienie—Eiragola gen 
führten Angriffes 3120 Gefangene eingebracht wurden. 
An einen russischen Vorstoß knüpfte ein deutscher Gegen- 
angriff oft unmittelbar an, so am 5. Juni, als im Anschluß 
an die am 4. Juni bei Rawdsjany (westlich Kurschany) und 
Sawdyniki an der Dubissa abgewiesenen russischen Angriffe 
vom deutschen Armeeoberkommando an der ganzen Linie 
eine neue Offensive eingeleitet wurde, welche den Feind 
schon am ersten Tage zur^Räumung des Brückenkopfes 
Sawdyniki zwang und in deren weiterem Verlauf die deut-- 
schen Linien um ein beträchtliches Stück vorgeschoben werden 
konnten. Die Dubissa wurde in breiter Front durchschritten 
und ebenso der WindawskinKanal, welcher die Verbindung 
zwischen diesem Flusse und der Windau herstellt. Zwar 
kostete das Überschreiten der Flüsse die Deutschen bei schweren 
und hartnäckigen Kämpfen blutige Opfer. Besonders die 
Einnahme der heißumstrittenen Höhe 14? bei Bubie war 
überaus schwierig, doch konnten im Verlaufe der Operan 
tionen die deutschen Stellungen so weit an Szawle Herann 
geschoben werden, daß der Wirkungskreis der schweren Gen 
schütze bereits diese Stadt umfaßte. Die Dörfer Kuze 
und Dauksze befanden sich am 14. Juni, als die Offensive 
der Deutschen ein vorläufiges Ende fand, fest in deutscher 
Hand. 
2. Kämpfe südlich des Njemen und in Polen. 
Gegenüber den Aktionen nördlich des Njemen und noch 
mehr gegenüber dem Frühjahrsfeldzug in Galizien treten 
die Kampfhandlungen, welche sich in den Monaten April 
bis Juli 1915 südlich des Njemen, dann vor der Festungsn 
linie am Bobr und Narew und im Weichselbogen an der 
Bzura—Rawka—Pilica—NidanFront abspielten, an Ben 
deutuug weit in den Hintergrund, oder stehen, wie die Kämpfe 
der deutschen Armee Woyrsch in Süd polen, in unmitteln 
barem Zusammenhange mit den gleichzeitigen Ereignissen in 
Galizien. Denn es war klar, daß sich, sobald hier nach den 
wuchtigen Schlägen bei Gorlice und Tarnow die Dunajecn 
front ins Wanken geriet, auch die nördlich anschließende 
Nidalinie nicht würde halten können. Und so mußten die 
Russen bereits am 9.Mai die Nidastellung räumen und sich, 
verfolgt von den österreichischnnngarischen Truppen, in östn 
licher und nordöstlicher Richtung zurückziehen. Im Vern 
laufe dieser Kämpfe wurde am 12. Mai die Gouvernements- 
Hauptstadt Kielce eingenommen und durch die daran ann 
schließenden Kämpfe die Erfolge der Verbündeten in Gan 
lizien gesichert.
	        
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