Inneres einer Baracke für die deutschen Zivilgefangenen in Fort Napier bei Pietermaritzburg.
In den Kolonien.
dem Eindruck zu begegnen wünscht, den diese Nachrichten
auf alle Südafrikaner gemacht haben, erklärt sie folgendes:
Die Deutsche Regierung hat niemals den Wunsch oder
die Absicht gehabt, das Territorium der Südafrikanischen
Union vorübergehend oder dauernd zu besetzen, noch auf
irgend eine Art die Herrschaft über die Union oder über
Teile dieses Landes zu erzwingen, weder durch militärische
Einfälle von Deutsch-Südwestafrika aus, noch in anderer
Weife. Soviel der Kaiserlichen Regierung bekannt geworden
ist, ist das Territorium der Union, ehe die südafrikanische
Regierung den Angriff auf Deutsch-Südwestafrika an-
ordnete, von dort weder zu Wasser noch zu Lande angegriffen
worden. Deutschland ist überzeugt davon, daß die Ursachen
des Krieges zwischen Deutschland und England Südafrika
in keiner Weise berühren. Deutschland wünscht vielmehr
die Feindseligkeiten, die ihm durch die Regierung der Süd--
afrikanischen
Union aufge-
zwungen wor-
den sind, eiuzu-
stellen, voraus-
gesetzt, daß auch
die Regierung
der Union von
weiterem feiud-
seligem Vor--
gehen gegen
deutsches Terri--
torium Abstand
nimmt, und die
bereits besetzten
Gebiete räumt.
Die deutsche Re-
gierung ist in
diesem Falle be-
reit, . zu ver¬
sichern, daß kei-
nerlei Feind -
seligkeiten von
Deutsch-Süd-
westafrika aus
gegen die Südafrikanische Union unternommen werden.
Sollte es den Südafrikanern gelingen, einen unab-
hängigen Staat zu errichten, so wird die deutsche Regierung
ihn anerkennen und seine politische Unabhängigkeit und
territoriale Integrität respektieren."
Am 15. Oktober 1914 kam es—ohne Angabe des Ortes—
zu den ersten Gefechten zwischen den Truppen der Obersten
B r i t s und M a r i tz, und am 28. Oktober wurde M a r i tz
geschlagen, und mußte, am Beine verwundet, auf deutsches
Gebiet flüchten.
Inzwischen war in dem ehemaligen Oranje-Freistaate
und in Transvaal ein Burenaufstand ausgebrochen, an
dessen Spitze die Generale Christian De Wet und
Beyers, der bisherige Oberkommandant der uuio-
nistischen Miliztruppen, standen. Diese eroberten die Ort-
schaft Heilbronn, nahmen die Regierungsbeamten gefangen
und erließen nachstehenden Aufruf an ihre Mitbürger:
„Hiermit wird allen Bürgern der Union bekannt gegeben:
Nachdem die Regierung der Union beschlossen hat, Deutsch-
südwesten zu erobern, und dieser Beschluß, eine Folge un-
richtiger Berichte und Behauptungen, von Parlaments-
gliedern der südafrikanischen Partei bestätigt worden war.
und nachdem gegen den gottlosen Angriff auf Deutschsüdwest
und g?gen ein Volk, das uns nie Böses tat, sondern nur
allezeit gut gesinnt war, protestiert worden war, und nachdem
die Regierung das Recht des Publikums, den Protest fort-
zusetzen, durch die Proklamation des Kriegsrechtes verhindert
hat, so protestieren wir mit der Waffe in der Hand gegen
ein so gefährliches Prinzip, das die Regierung gegen die
Absicht und den Willen des Volkes ausführen will. Wir
sind überzeugt, daß unser Volk dadurch in größtes Unglück
und Elend gestürzt würde, und daß wir uns Gottes Fluch
zuziehen würden. Da unser Protest nicht darauf ausgeht,
Bruderblut zu vergießen, sondern vielmehr solches möglichst
zu vermeiden, und keinesfalls angreifend aufzutreten, so rufen
wir alle Bürger auf, alle Kraft anzuspannen, und ihren Ein-
fluß zu gebrauchen gegen die Eroberung von Deutsch-Südwest
und sich gleichzeitig zu weigern, sich von der Regierung
gebrauchen zu
lassen, um mit
der Waffe zu
kämpfen."
Bald hatten
sich den beiden
Führern nahe-
zu 10 000 Bu-
reu angeschlos-
sen, und in
den letzten Okto-
ber- und ersten
Novembertagen
kam es zwi-
schen diesen und
denRegieruugs-
trappen bei Ru-
stenburg, Lich-
tenburg, Kan-
Hardt, Melven-
hoeknndSmith-
drift zu größeren
und kleineren
Scharmützeln,
bei denen zahl-
reiche Buren in die Gefangenschaft gerieten. Am 7. No-
vember ergriff De Wet die Offensive gegen Eronje,
welcher mit den Regierungstrappen aus Winburg heranzog,
überfiel ihn bei der Brücke über den Zandfluß mit 2000
Mann, stürmte dessen Stellung, befreite die Gefangenen
aus früheren Gefechten, und zwang Eronje, sich unter
Zurücklassung des Trosses zurückzuziehen. Am folgenden
Tage haben Regierungstruppen den Baal überschritten und
den Buren sämtliche Transportwagen nebst 300 Gefangenen
abgenommen.
Die wechselnden Erfolge auf dem Kampfgebiete ver-
anlaßten die südafrikanische. Regierung, den Buren — mit
Ausnahme der Führer der» Bewegung — eine Amnestie
anzubieten, von welcher dieselben jedoch nur vereinzelt
Gebrauch machten. Inzwischen war auch Obst. M a r i tz,
nach Heilung seiner Verwundung wieder auf den Plan
getreten und lieferte den Unionstruppen am 18. November
bei Smithdrift ein Gefecht, über dessen Ausgang nichts
bekannt wurde, doch wurde nach dessen Beendigung ein
24stündiger Waffenstillstand vereinbart, während welcher
Zeit vergebliche Versuche unternommen wurden, um M a-
ritz zur Unterwerfung zu bewegen.