Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges Band III. (3; 1920)

Inneres einer Baracke für die deutschen Zivilgefangenen in Fort Napier bei Pietermaritzburg. 
In den Kolonien. 
dem Eindruck zu begegnen wünscht, den diese Nachrichten 
auf alle Südafrikaner gemacht haben, erklärt sie folgendes: 
Die Deutsche Regierung hat niemals den Wunsch oder 
die Absicht gehabt, das Territorium der Südafrikanischen 
Union vorübergehend oder dauernd zu besetzen, noch auf 
irgend eine Art die Herrschaft über die Union oder über 
Teile dieses Landes zu erzwingen, weder durch militärische 
Einfälle von Deutsch-Südwestafrika aus, noch in anderer 
Weife. Soviel der Kaiserlichen Regierung bekannt geworden 
ist, ist das Territorium der Union, ehe die südafrikanische 
Regierung den Angriff auf Deutsch-Südwestafrika an- 
ordnete, von dort weder zu Wasser noch zu Lande angegriffen 
worden. Deutschland ist überzeugt davon, daß die Ursachen 
des Krieges zwischen Deutschland und England Südafrika 
in keiner Weise berühren. Deutschland wünscht vielmehr 
die Feindseligkeiten, die ihm durch die Regierung der Süd-- 
afrikanischen 
Union aufge- 
zwungen wor- 
den sind, eiuzu- 
stellen, voraus- 
gesetzt, daß auch 
die Regierung 
der Union von 
weiterem feiud- 
seligem Vor-- 
gehen gegen 
deutsches Terri-- 
torium Abstand 
nimmt, und die 
bereits besetzten 
Gebiete räumt. 
Die deutsche Re- 
gierung ist in 
diesem Falle be- 
reit, . zu ver¬ 
sichern, daß kei- 
nerlei Feind - 
seligkeiten von 
Deutsch-Süd- 
westafrika aus 
gegen die Südafrikanische Union unternommen werden. 
Sollte es den Südafrikanern gelingen, einen unab- 
hängigen Staat zu errichten, so wird die deutsche Regierung 
ihn anerkennen und seine politische Unabhängigkeit und 
territoriale Integrität respektieren." 
Am 15. Oktober 1914 kam es—ohne Angabe des Ortes— 
zu den ersten Gefechten zwischen den Truppen der Obersten 
B r i t s und M a r i tz, und am 28. Oktober wurde M a r i tz 
geschlagen, und mußte, am Beine verwundet, auf deutsches 
Gebiet flüchten. 
Inzwischen war in dem ehemaligen Oranje-Freistaate 
und in Transvaal ein Burenaufstand ausgebrochen, an 
dessen Spitze die Generale Christian De Wet und 
Beyers, der bisherige Oberkommandant der uuio- 
nistischen Miliztruppen, standen. Diese eroberten die Ort- 
schaft Heilbronn, nahmen die Regierungsbeamten gefangen 
und erließen nachstehenden Aufruf an ihre Mitbürger: 
„Hiermit wird allen Bürgern der Union bekannt gegeben: 
Nachdem die Regierung der Union beschlossen hat, Deutsch- 
südwesten zu erobern, und dieser Beschluß, eine Folge un- 
richtiger Berichte und Behauptungen, von Parlaments- 
gliedern der südafrikanischen Partei bestätigt worden war. 
und nachdem gegen den gottlosen Angriff auf Deutschsüdwest 
und g?gen ein Volk, das uns nie Böses tat, sondern nur 
allezeit gut gesinnt war, protestiert worden war, und nachdem 
die Regierung das Recht des Publikums, den Protest fort- 
zusetzen, durch die Proklamation des Kriegsrechtes verhindert 
hat, so protestieren wir mit der Waffe in der Hand gegen 
ein so gefährliches Prinzip, das die Regierung gegen die 
Absicht und den Willen des Volkes ausführen will. Wir 
sind überzeugt, daß unser Volk dadurch in größtes Unglück 
und Elend gestürzt würde, und daß wir uns Gottes Fluch 
zuziehen würden. Da unser Protest nicht darauf ausgeht, 
Bruderblut zu vergießen, sondern vielmehr solches möglichst 
zu vermeiden, und keinesfalls angreifend aufzutreten, so rufen 
wir alle Bürger auf, alle Kraft anzuspannen, und ihren Ein- 
fluß zu gebrauchen gegen die Eroberung von Deutsch-Südwest 
und sich gleichzeitig zu weigern, sich von der Regierung 
gebrauchen zu 
lassen, um mit 
der Waffe zu 
kämpfen." 
Bald hatten 
sich den beiden 
Führern nahe- 
zu 10 000 Bu- 
reu angeschlos- 
sen, und in 
den letzten Okto- 
ber- und ersten 
Novembertagen 
kam es zwi- 
schen diesen und 
denRegieruugs- 
trappen bei Ru- 
stenburg, Lich- 
tenburg, Kan- 
Hardt, Melven- 
hoeknndSmith- 
drift zu größeren 
und kleineren 
Scharmützeln, 
bei denen zahl- 
reiche Buren in die Gefangenschaft gerieten. Am 7. No- 
vember ergriff De Wet die Offensive gegen Eronje, 
welcher mit den Regierungstrappen aus Winburg heranzog, 
überfiel ihn bei der Brücke über den Zandfluß mit 2000 
Mann, stürmte dessen Stellung, befreite die Gefangenen 
aus früheren Gefechten, und zwang Eronje, sich unter 
Zurücklassung des Trosses zurückzuziehen. Am folgenden 
Tage haben Regierungstruppen den Baal überschritten und 
den Buren sämtliche Transportwagen nebst 300 Gefangenen 
abgenommen. 
Die wechselnden Erfolge auf dem Kampfgebiete ver- 
anlaßten die südafrikanische. Regierung, den Buren — mit 
Ausnahme der Führer der» Bewegung — eine Amnestie 
anzubieten, von welcher dieselben jedoch nur vereinzelt 
Gebrauch machten. Inzwischen war auch Obst. M a r i tz, 
nach Heilung seiner Verwundung wieder auf den Plan 
getreten und lieferte den Unionstruppen am 18. November 
bei Smithdrift ein Gefecht, über dessen Ausgang nichts 
bekannt wurde, doch wurde nach dessen Beendigung ein 
24stündiger Waffenstillstand vereinbart, während welcher 
Zeit vergebliche Versuche unternommen wurden, um M a- 
ritz zur Unterwerfung zu bewegen.
	        
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