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longo in das österreichische Friaul hineinschob. Eine reiche Beute
holten sich die kaiserlichen Reiter besonders in letzterem Ort, ohne
sich aber dort an den Einwohnern zu vergreifen oder gar ein
Blutbad anzurichten*), wie es sich kurz vorher die venezianischen
Söldner in Sankt Florian hatten zu schulden kommen lassen. Als
einziges Opfer fiel der Pfarrer des Ortes, der aus einem Hinterhalte
seines verbarrikadierten Hauses mit vielen Schüssen einige Soldaten
getötet und verwundet hatte. Von Seite der benachbarten veneziani¬
schen Quartiere wurde zunächst gegen diesen Überfall nichts unter¬
nommen, obwohl bereits zur Stunde des Überfalls und in der gleichen
Nacht flüchtig gewordene Bauern in dem nächsten Reiterquartier
um Hilfeleistung gebeten hatten, die der Kommandant aber mit
Hinweis auf das vom Generalfeldmeister erlassene Verbot für Unter¬
nehmungen auf eigene Faust ablehnte. Von allen Seiten wurden damals
Klagen über die Saumseligkeit der venezianischen Kommandanten
laut, da man sich auch in Palma und Mariano erst gerührt hatte,
als die große Beute über den Isonzo hinüber in Sicherheit gebracht
war. Das Hauptquartier in Mariano wies jeden Vorwurf zurück.
Nachdem Schuldige aber doch gefunden und genannt werden mußten,
so wurde aus den nächsten Quartieren berichtet, daß nicht ein
Mangel im Grenzschutz dem Gegner alle Wege offengelassen habe,
sondern daß der Überfall nur durch Verrat und durch angebliche Teil¬
nahme der österreichischen Bauern aus Villesse und in der Umgebung
von Gradiska ermöglicht worden war. Auf diese Anzeige folgte ein
nächtlich über Befehl des Generalfeldmeisters von mehreren Reiter¬
kompagnien vollzogenes Strafmandat, bei dem erbarmungslos die
friaulische Bevölkerung von Villesse und Umgebung niedergemetzelt
und der Ort selbst in Brand gesteckt wurde.
Nach allen Berichten waren aber die unschuldigen Einwohner
von Villesse an der gewaltsamen Eintreibung einer Kontribution in
Campolongo völlig unschuldig. Sie hatten nur einen Teil des Streif¬
kommandos bei der dem kühnenRitt nach Campolongo vorangehenden
Einquartierung gastlich bewirtet. Aber es war eben während des
Krieges schon zur Gewohnheit der venzianischen Kommandostellen
geworden, jeden einzelnen Mißerfolg, der sich nicht mehr bemänteln
ließ, dem Senat und der Öffentlichkeit gegenüber mit irgend einer
*) Die venezianische Darstellung der Begebenheit notiert dies besonders:
Gli Austriaci in quella sorpresa si portarono molto modestamente non am-
mazondo, ne ferendo . . . Moisesso, Historia lib. I.