Volltext: Österreichs Kampf für sein Südland am Isonzo 1615 - 1617

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Monate weitergeführte Belagerung zu einer Zeit ganz ergebnislos 
verlaufen ließ, in der die nach Venedig delegierten Unterhändler 
auch keineswegs jene weitgehenden Zugeständnisse machen konnten, 
die den dort gewünschten Unterlagen des erwarteten Friedens¬ 
instrumentes gleichkommen sollten. Schließlich gab man Pompeo 
Giustiniano die Schuld am ganzen Mißerfolg. Sein Operationsplan 
wäre vom Anfang an unrichtig angelegt gewesen, hieß es. Aber 
besonders verfehlt wäre die Führung des Belagerungskampfes vor 
Gradiska gewesen. Dem Senat blieb gegenüber der öffentlichen 
Meinung kein anderer Ausweg, als eine Untersuchung einzuleiten. 
Zwei alte Generäle, der Generalkapitän in savoyischen Diensten, 
Conte Francesco Martinengo, und der venezianische Artilleriegeneral 
Ferrante de Rossi, wurden während des Waffenstillstandes zur 
sofortigen Bereisung der Operationsgebiete und besonders der auf¬ 
gegebenen Stellungen vor Gradiska abgeschickt. Ihre Berichte 
stellten wider Erwarten dem Giustiniano ein derart glänzendes 
Zeugnis aus, daß der Senat nicht nur die Untersuchung einstellte, 
sondern ihn sogar zum Generale Maestro di Campo (Generalfeld¬ 
meister) ernannte. Damit ließ sich die erregte Stimmung in Venedig 
umsoeher beruhigen, als auch in Gerüchten den dort interessierten 
Kreisen bekanntgegeben wurde, daß man den Waffenstillstand bei 
der nächsten, günstigen Gelegenheit einfach zu brechen gedenke. 
Verstärkung der venezianischen Feldarmee. 
, Im österreichischen Hauptquartier waren endlich aus Graz in 
kurzer Folge Nachrichten über die Friedensfrage eingelaufen. Die 
ersten sprachen allerdings auch von der Hoffnung eines baldigen 
Friedens, dann langten fast gleichzeitig gegenteilige Botschaften 
ein, die eine Fortdauer des Kriegszustandes und die Ankunft neuer, 
in den Erblanden ausgerüsteter Truppen ankündigten, zumal auch 
Venedig noch im Frühjahr neuerdings rüstete und die östlichen 
Garnisonen des Veneto fortgesetzt verstärkt hatte. Noch im April 
wurden dort vierzig neue Feldhauptleute (capitani) ernannt, die 
das Kommando über größere, in Albanien eben angeworbene 
Truppenkontingente übernahmen. Ferner wurde unter anderem auch 
noch neue italienische Mannschaft in Brescia, Verona, Castelfranco 
und in der Montagna ausgehoben. Der bisherige Oberbefehl, den 
Giustiniano und Erizzo mit zwei Mitgliedern des Senates teilten 
— in Wirklichkeit führte ersterer allein den operativen Dienst — 
erfuhr eine bedeutende Änderung, da trotz aller gegenteiligen Enun-
	        
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