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gemachten Beute blutig in die Flucht geschlagen wurde. Dobra
bleibt daher vorläufig im österreichischen Besitz. Ebenso verlief die
Belagerung der Feste Vipulzano, die Giustiniano nach Verlusten
an Mannschaften und Offizieren aufgeben mußte, als er die Nach¬
richt von der erfolgreichen Gegenaktion der Österreicher vor Dobra
erhalten hatte. Fast als Gegenmaßnahme zu dem versuchten Angriff
auf das Coglio erscheint ein unmittelbar folgender Einfall der auf
den Karsthöhen stehenden österreichischen Milizen in das Gebiet
von Monfalcone, die sich wiederum einmal das notwendige Schlacht¬
vieh aus dem venezianischen Gebiet holen gingen. Das über Ronchi
nach Pieris in einem Anlauf durchgeführte Unternehmen war um so
kühner, als eben der venezianische General Conte Scotto mit starken
Truppen und Reitervolk bei Monfalcone zur Verstärkung der Feld¬
armee eingetroffen war, der nun mit der dortigen Besatzung zwischen
Sagrado und Cassegliano dem Beutezug den Rückweg auf den Karst
zu sperren sich anschickte. Die bis zum unteren Isonzo vorge¬
drungene österreichische Streifung hatte aber mit der Möglichkeit
der abgesperrten Rückzugslinie gerechnet und brachte sich längs
des Isonzo stromaufwärts marschierend über Gradiska in Sicherheit,
ohne ernstlich mit dem Gegner zusammengestoßen zu sein. Scotto
versuchte aus der Situation doch einen Nutzen zu ziehen, nachdem
ihm die Österreicher seinen Plan zu nichte gemacht hatten. Er
führte seine Truppen demonstrativ auf nicht verteidigte Karsthöhen
bis Doberdo, von wo er sich aber sehr bald wieder in die Ebene
zurückziehen mußte, ohne einen angebotenen Kampf angenommen
zu haben. Mit derartigen kleinen Unternehmungen und Beutezügen
verging die Zeit bis Ende Januar 1616.
Das Gefecht vor Gradiska. (30. Januar 1616.)
Als um diese Zeit die wenigen dem österreichischen
Befehlshaber gebliebenen Orte am rechten Isonzoufer durch
die aus den befestigten Quartieren von Mariano und Romans
erfolgenden Angriffe immer mehr bedroht erschienen, ließ Traut¬
mannsdorf als Streifkommandos zunächst zwei starke Kom¬
pagnien Kärntner Fußsoldaten unter dem Befehl der Grafen Georg
von Ortenburg und Bartholomäus Khevenhiiller am 30. Januar
in Gradiska einrücken. Fast zur selben Stunde ihres Einmarsches
wurde aus Farra die Vorhut feindlicher Abteilungen gemeldet. Man
hielt sie in Gradiska zunächst für Plünderer, die aus der nächsten
Nähe der Festung Vieh und Menschen wegzuschleppen sich an¬