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Munition. Der Proveditore muß all das abschlagen, indem er auf
die großen Gefahren hinweist, denen die vor Sankt Martin operie¬
rende Gruppe wie die ganze venezianische Front ausgesetzt sind,
wenn Mariano weiter seiner Truppen entblößt bleibt. Dazu ließ der
Proveditore noch warnend mitteilen, daß Trautmannsdorf mit
Marradas und Colloredo bereits zum Vormarsch gegen das Coglio
bereit sei. Don Giovanni Medici erkennt wohl die neue gefährliche
Lage, erklärt aber doch, mit den vorhandenen Kräften ehestens die
Kastelle im Coglio stürmen zu wollen.
Da kam ihm Trautmannsdorf aber doch zuvor. Am 15. Februar
abends langte über Salcano—Quisca mit Umgehung der starken
feindlichen Stellung hinter Sankt Florian vor dem bedrängten
Kastell die erste von D’Ampierre geführte Hilfstruppe, vierhundert
Heiducken und hundertzwanzig Reiter, ein. Obwohl die Mannschaft
seit Morgen auf langen, beschwerlichen Umwegen marschiert war,
stürzten sich die Heiducken sofort auf das von den Venezianern be¬
setzte Dorf Sankt Martin. Auf einen ersten Erfolg hin wagten sich
die ungestümen Angreifer zu weit vor und stießen unerwartet auf
starke Abteilungen, aus deren Umklammerung sie sich nur mit
teilweise schwerem Verlust heraushauen und in die gesicherte Stel¬
lung der Reiter D’Ampierres zurückziehen konnten. Die Venezianer
mußten aber trotz des Erfolges, den sie mit der Abwehr der Heiducken
erzielt hatten, Sankt Martin räumen und verlegten ihr Quartier
noch in der Nacht nach Cosana, angeblich, weil dort durch das Ein¬
schreiten einer Feuerwache ein Aufruhr unter den Albanesen ent¬
standen war. In Wirklichkeit lag der Grund darin, daß die Venezianer
doch irgend einen stärkeren Gegenstoß der Österreicher befürchten
mußten, der ebensogut wie von Görz aus auch im Rücken der im
Coglio operierenden Gruppe hätte gegen Mariano geführt werden
können. Trautmannsdorf hatte aber seine Truppen aus den Fluren
bei Lucinico nach Görz gezogen und wartete, so verlockend der
Vorstoß gegen Sankt Martin auch schien, die weiteren feindlichen
Bewegungen ab. Mehr als die kaum siebenhundert Mann umfassende
Hilfstruppe unter D’Ampierre schickte er vorläufig nicht ab, um
nicht zwischen Görz und Gradiska die Operationsmöglichkeit auf¬
geben zu müssen. Der österreichische General durfte nicht darauf
vergessen, daß Fort Priuli und die Besatzung von Farra mit den
benachbarten großen Quartieren eine ihn derzeit in seiner wichtigen
Stellung bei Rubbia—Görz beständig bedrohende Gefahr bildeten.