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Don Giovanni Medici zum Angriff gezwungen. Doch führte er ihn nicht
gegen die von Trautmannsdorf befehligte Hauptmacht, die er seit
dem Dezembergefecht vor Lucinico sehr zu fürchten schien, sondern
er hoffte die öffentliche Meinung in Venedig vorläufig auch mit
einem kleinen Erfolge zufriedenstellen zu können, wenn ihm mit
einem Einfall in das Coglio die Besetzung eines festen Platzes wie
des von Sankt Martin gelänge. Er traf hierzu manche Vorbereitung
und bestimmte die Nacht auf den 13. Februar zur Ausführung,
nachdem er die zum Angriff bestimmten Truppen allmählich und
unauffällig in Vipulzano konzentriert hatte. Gut vorbereitet erschien
das Unternehmen, für dessen Gelingen ein im Verhältnis zu der
schwachen Besatzung überaus starker Körper in Bewegung gesetzt
wurde. In Sankt Martin lagen damals unter dem Befehle des Herrn von
Neuhaus nur Teile der Kompagnien Colloredo und Matthias d’Austria,
ferner etwas einheimische Miliz und flüchtige Landbevölkerung. Don
Giovanni Medici glaubte gegen diese paar Mann eine große Streit¬
kraft einsetzen zu müssen, um einerseits gegen einen von Görz aus
eingeleiteten Entsatzversuch gesichert zu sein, anderseits gebot die
Situation vor Lucinico, möglichst rasch die Besatzung von S. Mar-
tino durch ein sehr starkes Aufgebot zu überwältigen. Letzteres
bestand aus 3 Kompagnien leichter Infanterie, 500 Arkebusieren
und Musketieren, 250 Stürmern mit zusammenlegbaren Leitern und
Belagerungswerkzeug ausgerüstet, einigen Kompagnien Albanesen,
60 Mann technischer Spezialtruppe, 25 französischen Feuerwerkern
mit Sprengpetarden und Raketenbomben, 25 großkalibrigen fahr¬
baren Arkebusen, einer Tragtierabteilung für Munitionstransport,
500 Reitern und 15 Mann mit einem Kapitän aus dem Kastell
Vipulzano als ortskundige Führer.
Noch am Abend vor dem Angriffe klärt eine venezianische
Reiterabteilung bis nach Cosana auf und kann melden, daß im An¬
griffsgebiet außer der ahnungslosen Besatzung von Sankt Martin
keine gegnerischen Truppen stehen. Darauf werden sofort die drei
Kompagnien Infanterie zur Besetzung der Umgebung von Sankt
Martin unter Führung der fünfzehn Mann aus dem Kastell Vipulzano
abgeschickt. Die Reiterkompagnien aus Mariano und Lucinico waren
unter dem Kommando Trevigianos gleichzeitig in die Gegend
zwischen Cosana und Sankt Florian vorgeschickt worden, um mit
Unterstützung von Infanterie die Wege gegen Görz und Salcano zu
sperren. Nach Mitternacht waren aber auch schon fünfhundert