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der Verschanzungen kamen aber diese Verfolger doch in arges
Gedränge, da sie aus der zweiten Stellung mit einem heftigen
Musketenfeuer empfangen wurden, während es schließlich einigen
Offizieren des gefährdeten Quartiers gelang, gerade dort einen
Widerstand zu organisieren, wo die Vorhutkompagnie Deila Foglia
mit dem die Standarte führenden Fähnrich zuweit vorgedrungen,
schon zwischen der feindlichen Reiterei kämpfte. Der Fähnrich sinkt
getroffen vom Pferde, die Standarte geht im Getümmel verloren.
Um sie zu retten, sprengt Deila Foglia nach vorne und fällt aber am
gleichen Platze. Unterdessen gelingt es im Quartier von Lucinico
den Venezianern, die Ortsverteidigung halbwegs in Gang zu bringen,
so daß die nachrückende Hauptmacht der Österreicher jetzt von
Lucinico her heftiges Feuer bekommt, das zuerst die ihren Ab¬
teilungen vorreitenden Kommandanten trifft. Trautmannsdorf selbst
wird leicht am Arm verwundet, leichte Wunden erhalten Graf Ernst
Montecuccoli, Oberst Lebell, General Marradas; schwer verwundet
sinkt Baron Friedrich Attems vom Pferd, dem Baron Pallavicini wird
das Roß unter dem Leibe zusammengeschossen. In diesen Augen¬
blicken gelingt es den Venezianern, zwischen sich und den Öster¬
reichern etwas Raum zu legen, so daß es möglich wird, vom Fort
S. Trinitas aus die erzherzoglichen Formationen auch mit den Ka¬
nonen zu beschießen. Trautmannsdorf verfügte am Kampfplatze nur
über Reitertruppen, mit denen ein weiteres Vordringen gegen die
gut armierten Befestigungen unmöglich erschien. Er war des
Morgens mit der Absicht ins Feld gerückt, zu Aufklärungszwecken
einen Streifzug mit seiner Kavallerie zu unternehmen. Die Grenzen
dieser Aufgabe waren mit Rücksicht auf die verfügbaren Kampf¬
mittel bereits überschritten. So zog er seine Kompagnien rasch aus
dem Feuerbereich von Lucinico heraus und sammelte Verwundete,
die Gefangenen und das erbeutete Waffenmaterial ein. Unbehelligt
vom Feinde zog er dann wieder über den Isonzo hinüber. Besonders
groß waren die Verluste der feindlichen Infanterie an Toten, Ver¬
wundeten und Gefangenen. Nur wenige kleine Abteilungen konnten
bei der Verwirrung und bei dem ungestümen Angriff den Versuch
machen, sich teils nach Lucinico, teils nach Fort Priuli zu retten. Die
den letzteren Weg gewählt hatten, fielen fast alle der unter Sumaghis
Kommando vor Fort Priuli stehenden kroatischen Kompagnie in
die Hände. Zu den Erfolgen dieses Tages konnte es auch gerechnet
werden, daß neben anderen feindlichen Offizieren auch Raffaelle