Volltext: Österreichs Kampf für sein Südland am Isonzo 1615 - 1617

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die Österreicher in der Nähe ihrer Quartiere anzugreifen. Und 
dieser einzige Angriff war keineswegs auf Befehl des zu Mariano 
Kommandierenden ausgeführt worden, sondern nach der persönlichen 
Initiative Trevigianos, des Kommandanten der in Lucinico 
bequartierten Reiterei. Diese ging eines Tages mittags über den 
Isonzo hinüber, um ein Quartier der Kürassiere zwischen Görz und 
S. Andrä zu überfallen. Die Venezianer hatten kaum am anderen Ufer 
zu einer Attacke angesetzt, als sie auf ihre Flanke schon Kürassiere 
unter persönlichem Kommando des Obersten Marradas und eine 
zweite Abteilung seiner Leute unter Hauptmann Martin Guertes 
losreiten sahen. Hinter diesen war die ganze Görzer Ebene lebendig 
geworden: acht bis zehn weitere Reiterkompagnien und Fußvolk 
folgten den losgehenden Kürassieren. Trevigiano machte darauf, 
ohne es auf den geringsten Zusammenstoß ankommen zu lassen, kehrt 
und sucht recht rasch übers Wasser hinüber nach Lucinico zurück¬ 
zukommen. Die kaiserlichen Reiter ließen aber nicht mehr locker 
und ohne Verbände ging’s durch den Isonzo bis vor die Schanzen 
von Lucinico hinter dem Feind her. Sie hätten ihn fast noch er¬ 
reicht, wenn nicht im letzten Augenblick das feindliche Musketen¬ 
feuer aus den Schanzen vor Lucinico der allzu stürmischen Ver¬ 
folgung Einhalt geboten hätte. 
Don Giovanni Medici übernimmt das venezianische Feldkommando in Friaul. 
(10. Dezember 1616.) 
Die fortwährenden Mißerfolge des venezianischen Heeres und 
die Tatsache, daß aus dem als offensives Unternehmen gedachten 
Krieg nur eine kostspielige und schwer gehaltene Defensive vor¬ 
läufig geworden war, hatte in Venedig recht nachdenklich gestimmt. 
Dazu kamen dorthin teils durch die offiziellen Berichte, noch mehr 
aber auf privatem Wege Nachrichten, die den Zustand der Quartiere 
und Lager, die Verhältnisse in den einzelnen Truppenkörpern wie 
im obersten Feldkommando in recht düsteren Farben schilderten. 
Es schien dem Senat unter solchen Umständen nicht mehr ratsam, 
aus der Reihe der im Feld stehenden Kommandanten und Ab¬ 
teilungsführer die Persönlichkeit für den nach Giustiniano noch 
immer nicht besetzten Posten des operierenden Generals, des 
Maestro di Campo, herauszuwählen. Die Situation an der Front er¬ 
forderte gerade jetzt einen Mann, der bei der auch auf veneziani¬ 
scher Seite hocheingeschätzten Tüchtigkeit der gegnerischen 
Führung besondere militärische Fähigkeiten mitbringen müßte,
	        
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