Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

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5 Dubnow I, 
Drittes Kapitel 
Die Periode der zwei Reiche 
(um 930—720) 
S 9• Der Zwiespalt und die Zeit der Wirren (um 930—883) 
Die Rivalität der einzelnen Stämme Israels bewirkte in dessen 
ältester Geschichte eine Reihe von Verschiebungen der nationalen 
Hegemonie. In der »Richterzeit«, als noch die Stammesverfassung 
vorherrschend war, waren die geographischen Verhältnisse für die 
Hegemonie entscheidend: sie fiel dem »Geschlecht Josephs«, den 
Stämmen Ephraim und Manasse zu, die sich im Zentralgebiet 
Kanaans niedergelassen hatten und zahlenmäßig am stärksten waren. 
Mit dem Aufkommen des Königtums erhält zunächst der Stamm 
Sauls, Benjamin, den Vorrang, hierauf Juda, das dem geeinten Volke 
Dynastie, Hauptstadt und den nationalen Tempel in Jerusalem gibt. 
Der Mittelpunkt des politischen und religiösen Lebens verschiebt 
sich somit nach dem Süden und fällt mit dem geographischen nicht 
mehr zusammen. Dies war mit ein Grund für die Reichstrennung, 
zu der es nach dem Tode Salomos kommen sollte. 
Der gesetzliche Thronerbe war Rehabeam, der Sohn Salomos von 
seinem ammonitischen Weibe Naama. Obwohl Rehabeam weder den 
Heldenmut eines David noch die Weisheit eines Salomo besaß, er 
kannten ihn die treu zur davidischen Dynastie haltenden Stämme 
Juda und Benjamin als König an. Die in Sichern versammelten 
Volksältesten Ephraims und der übrigen nördlichen Stämme aber 
wollten als Gegner der Hegemonie Judas die Königswürde dem nach 
der ephraimitischen Hauptstadt eilenden Rehabeam nur unter der 
Bedingung anbieten, daß er sich verpflichte, die dem Volke von sei 
nem Vater aufgebürdeten Lasten zu erleichtern. Statt auf diese For 
derung einzugehen, wie ihm die erfahrenen Mitarbeiter Salomos 
empfahlen, folgte jedoch der hoffärtige König dem unüberlegten Rat
	        
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