Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Die palästinensische Hegemonie unter der Herrschaft des heidnischen Rom 
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Bücher der »Altertümer«, weil ohne sie die mit der Begründung des 
Hasmonäerstaates beginnende zweihundertjährige Periode der jüdi 
schen Geschichte für die Nachwelt fast völlig Im Dunkel geblieben 
wäre. 
Während Josephus noch an seinem großen historischen Werke 
arbeitete, sah er sich plötzlich von einer schweren Gefahr bedroht. 
Ein Jude aus Tiberias namens Justus veröffentlichte Erinnerungen 
aus der Zeit des Jüdischen Krieges, in denen der jüdische Historio 
graph als ein geschworener Feind der Römer dargestellt war. Um 
sich nun von dieser Beschuldigung reinzuwaschen, trat Josephus 
seinerseits mit einer Autobiographie (»Vita«) auf den Plan, in der 
er zu beweisen suchte, daß er schon als Befehlshaber der galiläischen 
Volkswehr innerlich auf Seiten der Römer gestanden habe. Diesen 
schmählichen Selbstverrat suchte er später in einem kurzgefaßten 
Werke, einer »Gegen Apion« oder »Über das hohe Alter des jüdi 
schen Volkes« betitelten Apologie des Judaismus, wieder gutzuma 
chen. Diese Schrift war gegen alle Judenfeinde des Altertums, vom 
ägyptischen Priester Manetho bis zum alexandrinischen Hetzer 
Apion, gerichtet. Josephus brachte darin von neuem seine große 
Anhänglichkeit an die religiös-sittlichen Ideale des Judentums zum 
Ausdruck, die durch seine Hochschätzung der wertvollsten Elemente 
griechisch-römischer Kultur in keiner Weise beeinträchtigt wurde. 
Die Vertreter des nationalen Judentums vermochten allerdings den 
jüdischen Geschichtsschreiber nicht als einen der Ihrigen anzuer 
kennen, und so sollte erst in neuester Zeit sein hoch bedeutsames 
Lebenswerk ungekürzt in die jüdische Literatur Eingang finden. 
Der Judenhaß, gegen den Josephus sich in seiner Streitschrift 
»Gegen Apion« gewandt hatte, war seit der Zeit des Horaz und 
Seneca, wie schon erwähnt, auch der römischen Literatur nicht 
mehr fremd. Während des Krieges gegen Judäa gesellte sich zu der 
Furcht der Römer vor dem geistigen Einfluß des Judaismus der 
Zorn darüber, daß, wie sich der berühmte römische Geschichts 
schreiber Tacitus, ein Zeitgenosse des Josephus, ausdrückt, »die 
Judäer allein nicht zur Ruhe kommen wollten«. Dieser patriotische 
Zorn spricht fast aus jeder Zeile des von Tacitus in seinem großen 
Geschichtswerk Judäa gewidmeten Abschnitts (Histor. V, i—13). 
Wahrheit und Dichtung sind darin wahllos durcheinander gewürfelt. 
Was Tacitus vor allem mit Entrüstung erfüllt, ist die nationale Ab 
geschlossenheit der Juden: »Zueinander haben sie festes Vertrauen 
und Mitgefühl, während sie allen übrigen Menschen gegenüber nur
	        
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