Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

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5 40. Die Nachfolger Herodes I. und die Zeit der Wirren 
exemplarisch zu bestrafen. Der Mittelpunkt des Aufstandes in 
Galiläa, die Stadt Zippora (Sepphoris), wurde von den Römern in 
Schutt und Asche gelegt, die festgenommenen Aufrührer massen 
weise als Sklaven verkauft und 2000 von Ihnen ans Kreuz geschlagen. 
Der dieser Zeit nahestehende Josephus Flavius vergleicht die blutige 
Unterdrückung der Volkserhebung durch Varus mit den Invasionen 
des Antiochus Epiphanes und des Pompejus, und dem Talmud gilt 
der »Varuskrieg« als der Anfang vom Ende Judäas. 
Während das Land unter so unheilvollen Ereignissen litt, harr 
ten Archelaus und mehrere andere gleichzeitig mit diesem in Rom 
eingetroffene Erben des Herodes der Bestätigung ihres Erbfolgerechts. 
Noch ehe aber Augustus sein letztes Wort gesprochen hatte, erhielt 
er aus Judäa die Nachricht über die Niederwerfung der Volks 
erhebung durch die Legionen des Varus. Kurz darauf traf in Rom 
eine Abordnung des »jüdischen Volkes« ein, wohl Vertreter der 
pharisäisch und darum theokratisch gesinnten Volksschichten, um 
beim Kaiser die Ablehnung aller herodianischen Kronprätendenten 
und die Ausstattung Judäas mit den Rechten einer »autonomen« 
Provinz innerhalb des römischen Syrien zu erwirken. Die Abgeord 
neten entwarfen vor Augustus ein düsteres Bild der despotischen 
Regierung des Herodes, erzählten von seiner Mißachtung aller natio 
nalen Bräuche und erklärten unter Hinweis auf das von Archelaus 
im Tempel angerichtete Blutbad, daß dieser seinen Vater an Grau 
samkeit noch übertreffe. Ihre Erklärung, die zugleich im Namen der 
bereits mehr als 8000 Seelen zählenden Jüdischen Gemeinde von Rom 
abgegeben wurde, schloß mit der Versicherung, daß ein von der 
halbjüdischen Dynastie befreites und einer autonomen republika 
nischen Verfassung teilhaftig gewordenes Judäa keinen Grund mehr 
haben würde, sich gegen den römischen Statthalter aufzulehnen. 
Indessen gelang es dem gewandten Rhetor Nikolaus Damascenus, 
der sich im Gefolge des Archelaus befand, die Argumente der Ab 
gesandten durch die Behauptung zu entkräften, daß nur die auf 
rührerische Gesinnung der Juden die Herrscher Judäas zu grausamen 
Maßnahmen zwinge. So bestätigte denn Augustus schließlich das 
Testament des Herodes, mit der einen Abweichung, daß er Archelaus 
statt des königlichen Titels den bescheideneren eines Ethnarchen zu 
erkannte (3 v. d. christl. Ära). In dem Streite des Volkes mit der 
Dynastie war somit die Entscheidung zugunsten der letzteren ge 
fallen. 
Der neue Gebieter Judäas, Archelaus, hatte alle Fehler seines
	        
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