Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

285 
§ 40. Die Nachfolger Herodes /. und die Zeit der Wirren 
Große«, doch gebührt ihm dieser höchstens in dem Sinne, daß er 
der größte Despot auf dem Throne Judäas gewesen ist. 
§ 40. Die Nachfolger Herodes /. und die Zeit der Wirren 
(4 vor der christl. bis 6 der christl. Ära) 
Kurz vor seinem Tode, nach der schweren Enttäuschung, die 
ihm der Thronfolger Antipater bereitet hatte, entschied sich Herodes 
für das Teilfürstensystem und teilte in seinem letzten Testament 
seinen Besitz folgendermaßen: sein ältester Sohn Archelaus sollte 
Mitteljudäa, Samaria und Edom mitsamt dem Königstitel erben, 
dessen Bruder Her ödes-Antip as Galiläa und Peräa mit dem Titel 
eines Tetrarchen und der Halbbruder der beiden, Philippus, die 
transjordanischen Gebiete (Batanäa, Trachonitis etc.), und zwar 
gleichfalls mit der Würde eines Tetrarchen. Obwohl nun das Testa 
ment zu seiner Rechtsgültigkeit der Sanktion des römischen Kaisers 
bedurfte, rief das vorwiegend aus Söldnern bestehende Heer des 
Herodes gleich nach seinem Tode Archelaus zum Könige aus, der 
denn auch nach Ablauf der siebentägigen Trauerzeit im Jerusalemer 
Tempel seinen Regierungsantritt verkündete. Das Volk anwortete 
mit einem lauten Ruf nach Reformen, vor allem nach Herab 
setzung der Steuern und Freilassung der in den Kerkern schmachten 
den politischen Gefangenen. Der König versprach alles, vermochte 
aber dadurch, wie es sich bald zeigte, lediglich den gemäßigteren 
Teil der hauptstädtischen Bevölkerung zu beschwichtigen. 
Als nämlich kurz darauf eine Gruppe von unentwegten Patrio 
ten zum Andenken an die politischen Märtyrer, die die Vernichtung 
des römischen Adlers mit dem Leben hatten büßen müssen (oben, 
§ 3q), eine Trauerfeier veranstaltete, brachten die herbeigeströmten 
Volksmassen ihren Protest gegen die herodianische Dynastie stür 
misch zum Ausdruck und verlangten die Bestrafung der böswilligen 
Ratgeber des verstorbenen Königs. Besonders bedrohlich wurde die 
Volksstimmung in Jerusalem am Vorabend des Passahfestes, zu dem 
viele Tausende aufrührerisch gesinnten Pilger aus der Provinz ge 
kommen waren. Archelaus erkannte, daß die Revolution vor der 
Tür stand, und zögerte nicht, gegen die sich auf dem Tempelplatz 
stauende Menge seine Truppen loszulassen. Es kam zu einem furcht 
baren Gemetzel, das nahezu 3000 Opfer forderte (4 v. d. christl. 
Ära). Von da an war Archelaus dem Volke ebenso verhaßt wie sein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.