Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Das unabhängige Judäa unter den Hasmonäern 
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Jahresfesten in die Heilige Stadt. Der Tempel des Onias sollte mehr 
als zwei Jahrhunderte fortbestehen und sogar sein Jerusalemer Vor 
bild überdauern. 
Die staatsbürgerlichen Verhältnisse der Juden in Ägypten waren 
so günstig, daß Judäa selbst nach Erlangung seiner Unabhängigkeit 
nur geringe Anziehungskraft auf sie ausübte. Besonders geborgen 
fühlten sie sich in Alexandrien, dem damaligen »Knoten der Erde«, 
an dessen Welthandel sie regsten Anteil nahmen. Über die bürger 
liche Gleichberechtigung hinaus besaßen die alexandrinischen Juden 
auch noch eine autonome Verfassung: an der Spitze ihrer Gemeinde 
stand ein Ethnarch, der mit weitgehenden administrativen und ge 
richtlichen Vollmachten ausgestattet war. Nur einmal in dieser 
ganzen Zeit, während des zwischen der Witwe Ptolemäus’ VI., 
Kleopatra, und seinem Bruder, dem künftigen König Ptolemäus VII. 
(145—130), entbrannten Erbfolgestreites, schwebten die Juden von 
Alexandrien in ernstlicher Gefahr. Da sich nämlich ihre Sympathien 
der Kleopatra zuneigten, deren Truppen von einem Juden befehligt 
wurden, sann der darüber erzürnte Rivale der Königin auf furcht 
bare Rache. Auf seinen Befehl wurde eine Menge jüdischer Bürger 
mit Weib und Kind auf einen Stadtplatz getrieben und eine wütende 
Elephantenherde gegen sie losgelassen. Der Sage zufolge geschah 
aber ein Wunder, und die Wut der gehetzten Tiere wandte sich 
gegen ihre Treiber. Indessen waren die Juden auch in diesem Falle 
nicht als Juden, sondern als politische Gegner der Verfolgung aus 
gesetzt. Darum nahm Ptolemäus VII., sobald seine Herrschaft ge 
sichert war, die judenfreundliche Politik seiner Vorgänger wieder 
auf, und auch seine Nachfolger hielten an ihr fest. Unter Kleo 
patra III. waren es, wie erinnerlich, die jüdischen Feldherren Chelkia 
und Chananja, Söhne des Priesters Onias, die Alexander-Jannäus 
aus seiner schwierigen Lage befreiten und den Anschlag auf die Un 
abhängigkeit Judäas vereitelten (oben, § 33). 
Während nun innerhalb der jüdischen Bevölkerung der Diaspora 
die Annäherung an die Griechen kaum Bedenken hervorrief, führte 
sie in Judäa zu einer weiteren Vertiefung des Zwiespaltes zwi 
schen den beiden politischen Parteien der Sadduzäer und Pharisäer 
(oben, § 32). Die vorwiegend sadduzäisch gesinnten Hasmonäer- 
herrscher begünstigten nur zu gern die gegenseitige kulturelle An 
näherung der verschiedenen Bevölkerungsteile, während die Phari 
säer sich alle Mühe gaben, gegen den mächtigen Anprall der heid 
nischen Kultur einen unzerstörbaren Damm in Form einer religiösen
	        
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