Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Das unabhängige Judäa unter den Hasmonäern 
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König von Judäa Aristobulus und dessen zweiter Sohn Antigonus 
vor dem Triumphwagen einher (der ältere Sohn, Alexander, war 
bald nach der Gefangennahme geflohen). Auch viele andere jüdische 
Gefangene wurden nach Rom gebracht; sie sollten später die Urzelle 
der dortigen Judengemeinde bilden. 
Nach achtzigjährigem Bestände hatte der Hasmonäerstaat seine 
Unabhängigkeit eingebüßt. Der Zusammenstoß mit Rom war aller 
dings unabwendbar gewesen. Doch eine besondere Tragik lag darin, 
daß der verhängnisvolle Ausgang dieses Zusammenstoßes durch den 
inneren Zwiespalt stark beschleunigt worden war. Brüderliche Einig 
keit hatte die politische Freiheit Judäas zu neuem Leben erweckt, 
Bruderzwist ihr das Grab gegraben. Nun beginnt eine neue Epoche 
in der Geschichte des jüdischen Volkes, die des römischen Protek 
torats in Judäa. 
§ 35. Das innere Leben in Judäa und in der Diaspora 
Die wichtigste Folge der hasmonäischen Eroberungen, namentlich 
der des Jochanan-Hyrkanus und des Alexander-Jannäus, war die 
Verschmelzung der in den neuangegliederten palästinensischen Pro 
vinzen verstreuten Juden mit dem Kern der Nation. Zugleich kamen 
aber auch große Massen von Fremdstämmigen, zumeist syrische 
Griechen, unter die Gewalt Judäas. Von der Herrschaft Syriens be 
freit, hatte es nun seinerseits syrische Untertanen. Die Versuche der 
hasmonäischen Könige, die bezwungenen Heiden zu judaisieren, 
führten lediglich bei den rasseverwandten Stämmen, wie etwa den 
Edomitern, zu einem gewissen Erfolg, nicht aber bei den ihrem 
Wesen nach den Juden fremden Syrern und Griechen. So kam es in 
Judäa zum Nebeneinanderbestehen zweier Kulturkreise, deren gegen 
seitige Beeinflussung nur äußerst langsam greifbare Formen annahm. 
Auf jüdischer Seite trat diese Wechselwirkung vor allem im Bereiche 
der äußeren Kultur zutage. Waren doch inzwischen viele Äußer 
lichkeiten des Hellenismus überall im Orient zu einer gangbaren 
Münze geworden, die jeder nationalen Prägung entbehrte und ohne 
die auch die Juden, vor allem im internationalen Verkehr, unmög 
lich auskommen konnten. Ihre Handelsbeziehungen mit den Grie 
chen waren nach der Einbeziehung der palästinensischen Küste in 
den Herrschaftsbereich Judäas besonders rege geworden, und die 
hebräisch-aramäische Mundart nahm eine immer wachsende Zahl
	        
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