Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Das unabhängige Judäa unter den Hasmonäern 
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wohl Wortführer des extremen Flügels der Pharisäer, der sich in 
seinen einst auf die Hasmonäerdynastie gesetzten Hoffnungen völlig 
getäuscht sah. Pompejus hörte alle Parteien aufmerksam an und 
erklärte, nach Beendigung des bevorstehenden Feldzugs gegen das 
arabische Nabatäerreich in Judäa Ordnung schaffen zu wollen. 
Da der hitzige Aristobulus dem römischen Feldherrn Mißtrauen 
einflößte, beschloß dieser, ihn bis auf weiteres in seiner unmittelbaren 
Nähe zu behalten. Aristobulus hatte indessen die für seine Heimat 
verderblichen Absichten des Römers durchschaut, und so zögerte er 
nicht, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit nach Judäa zu ent 
weichen. Dort setzte sich der Hasmonäer, in dessen Herzen plötzlich 
die glühende Vaterlandsliebe seiner ruhmreichen Vorfahren erwacht 
war, in der nördlich von Jericho auf einem Berggipfel ragenden 
Burg Alexandrium fest. Daraufhin unterbrach Pompejus sofort den 
Vormarsch gegen die Araber, überschritt mit seinen Legionen den 
Jordan und beorderte, vor Alexandrium angelangt, den trotzigen 
Hasmonäer zu sich. Aristobulus hielt es für ratsam, sich vorder 
hand willfährig zu zeigen und zum Schein sogar auf die Forderung 
des Pompejus, die Hauptfestungen Judäas den Römern zu übergeben, 
einzugehen. Nach Jerusalem entlassen, begann er Jedoch unverzüg 
lich den bewaffneten Widerstand vorzubereiten. Doch die furchtbare 
Gefahr, die Aristobulus selbst über Judäa mitheraufbeschworen 
hatte, war nicht mehr zu bannen. Auf die Kunde von den mili 
tärischen Maßnahmen des judäischen Königs hin zog Pompejus mit 
seinen Legionen gegen Jerusalem. Als die Eintreibung der von ihm 
der Stadt auferlegten Kontribution auf Schwierigkeiten stieß, Heß 
er Aristobulus, der, um den Feind zu beschwichtigen, ins römische 
Lager geeilt war, in Haft nehmen. Die Gefangennahme des Königs 
sollte aber den Abwehrwillen seiner Getreuen nur noch verstärken: 
sie verschanzten sich auf dem Tempelberg, fest entschlossen, gegen 
die Eindringlinge, die die bedingungslose Kapitulation forderten, 
bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen fim Sommer 63). 
Der nach Osten und Süden steil abfallende, im Westen durch 
einen tiefen Graben und im Norden durch dicke Mauern geschützte 
Tempelberg stellte eine fast unbezwingbare Festung dar. Die Bela 
gerten selbst erleichterten indessen den Römern ihre Aufgabe. Dem 
Gesetze gemäß durften die Juden am Sabbat nur einen das Leben 
unmittelbar bedrohenden Angriff abwehren, jedoch keinerlei Vor 
kehrungen zur Verhütung künftiger Angriffe treffen. So befahl denn 
Pompejus seinen Kriegern, an den Sabbattagen Waffenruhe zu beob
	        
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