Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

§ jo. Der Kampf um die politische Unabhängigkeit (j6o—140) 
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Familiengruft der Hasmonäer zu bestatten. So kam zu den Helden 
gräbern in Modein ein neues hinzu. Der hervorragende Staatsmann, 
der als schlichter Krieger in den Kampf um die religiöse Freiheit 
hinausgezogen war, um es bis zum Hohenpriester und der Stellung 
eines nahezu unabhängigen Ethnarchen zu bringen, fiel gerade in 
dem Augenblick, als ihn von dem höchsten Ziel seines Strebens, der 
völligen Befreiung Judäas, nur noch ein einziger Schritt trennte. 
Diesen Schritt tat der letzte der Hasmonäerbrüder, Simon. Und 
wiederum erleichterten ihm die unruhigen Verhältnisse in Syrien 
seine Aufgabe. Eben um diese Zeit beging nämlich Trypho ein neues 
Verbrechen: er ermordete den von ihm bevormundeten Antiochus VI. 
und bestieg selbst den Thron. Hierauf schlug sich Simon auf die 
Seite des abgesetzten Königs Demetrius II., jedoch nicht mehr als 
dessen Vasall, sondern als freier Bundesgenosse. Zum Dank für den 
ihm geleisteten Beistand befreite Demetrius Judäa für immer von 
jeglicher Tributentrichtung (142). Dies bedeutete eine formelle Ver 
zichtleistung der Seleuziden auf die Oberhoheit in Judäa. »Das Joch 
der Heiden wurde von Israel genommen«, sagt der Chronist. Noch 
überschattete freilich die syrische Feste Akra das befreite Jerusalem. 
Allein schon im Jahre 141 zwang Simon auch diese stolze Burg, 
die drei Jahrzehnte lang die Freiheit der Judäer bedroht hatte, zur 
Kapitulation. 
Der Erfolg des heroischen Freiheitskampfes Judäas übertraf die 
kühnsten Hoffnungen derjenigen, die ihn vor fünfundzwanzig Jahren 
begonnen hatten. Die Nation hatte nicht nur die religiöse, sondern 
auch die politische Unabhängigkeit errungen. Nun galt es, dem selb 
ständig gewordenen Lande eine neue Verfassung zu geben. Die Hohe 
priester-Dynastie der Zadokiden war nach dem Verrat des Jason 
diskreditiert. Mit der Übernahme des Hohepriesteramtes durch 
Jonathan fiel dem Hasmonäerhause außer der weltlichen auch die 
höchste geistliche Gewalt zu. Damit war eine Dynastie begründet, die 
beide Gewalten in ihrer Hand vereinigte. Doch bedurfte die vollendete 
Tatsache noch der rechtlichen Sanktion. Im Sommer (im Monat 
Elul) des Jahres 140 wurde Simon der Hasmonäer von den ver 
sammelten Vertretern der Geistlichkeit und den Volksältesten zum 
Hohenpriester, zum Oberbefehlshaber des Heeres und zum Fürsten 
(»Nassi«) des jüdischen Volkes ausgerufen, wobei beschlossen wurde, 
daß alle diese Würden im Hasmonäer-Geschlechte erblich sein soll 
ten. Dem vom Volke gewählten fürstlichen Hohenpriester wurden
	        
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