Die griechische Herrschaft (332—140 vor der christlichen Ära)
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ihren sieben Söhnen. Die Sage berichtet, daß Antiochus selbst die
Jünglinge zu bewegen suchte, sich vom Judentum loszusagen und
Schweinefleisch zu essen; doch einer der Brüder nach dem andern
lehnte es ab, dem König zu willfahren. Darauf wurden sie in Gegen-
wart ihrer Mutter in grausamster Weise gefoltert. Die heldenhafte
Mutter sprach ihren Kindern Mut zu und ermahnte sie, alle Martern
um des wahren Glaubens willen geduldig zu ertragen. Zuletzt erlitt
auch Hanna, die den national-religiösen Idealen ihres Volkes ihre
mütterlichen Gefühle zum Opfer gebracht hatte, den Märtyrertod.
In den Tagen des Antiochus Epiphanes wurde im Judentum
zuerst jener Geist des heroischen Märtyrertums lebendig, der später
ganzen Epochen der jüdischen Geschichte das Gepräge geben sollte.
Die Juden zeigten der Welt, daß nicht nur der Einzelne, sondern
ein ganzes Volk mit vollem Bewußtsein für eine erhabene Idee zu
leiden, ihr alle Güter dieser Welt zu opfern, ja, für sie das Leben
hinzugeben vermag. Lieber das Leben einbüßen als den Sinn des
Lebens — dieser Wahlspruch gab von nun ab Tausenden von Gläu
bigen die Kraft, um ihrer religiösen, nationalen und politischen
Ideale willen furchtlos den qualvollsten Tod zu erleiden.
§29. Der Hasmonäer auf stand (i6y—160)
Die passive Resistenz gegen die gewaltsame Hellenisierung sollte
bald in einen aktiven Kampf übergehen. Das Maß der Leiden des
jüdischen Volkes war übervoll. Während Jerusalem unter der
Tyrannei der Griechen und ihrer Helfershelfer aus der Partei des
Menelaus stöhnte und die Beamten des Antiochus seinen grausamen
Befehlen überall Geltung zu verschaffen suchten, zogen sich die
Patrioten, namentlich die »Chassidäer«, in Höhlen und Bergschluch
ten zurück, um den Boden für eine allgemeine Erhebung vorzuberei
ten. Heimlich schlichen sie sich in die nahegelegenen Städte und
Dörfer und riefen das Volk mit flammenden Worten zum heiligen
Kriege gegen seine Peiniger auf. So geriet ganz Judäa nach und nach
in Erregung und wartete nur auf ein Zeichen zur befreienden Tat.
Dieses Zeichen ging von dem zwischen Jerusalem und Jaffa
gelegenen Städtchen Modein aus, dem Wohnsitz des hochbetagten
Priesters Mattathias ben Jochanan aus dem Geschlechte der Hasmo
näer und seiner fünf Söhne Jochanan, Simon, Juda, Jonathan und
Eleaser. Eines Tages kamen syrische Beamte nach Modein, stellten