Volltext: Ober-Oesterreich in seinen Natur-Verhältnissen

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aus zwei verschiedenen Winkeln die Wellen wie zwei feindliche 
Kolonnen auf einander. 
Und erst ein Seesturm ! Ueber der Seegegend in den Lüf¬ 
ten hört man ein unheimliches Sausen und Brausen; dort in 
der Blicht gegen Westen sicht man bereits eine dunkle Wolken¬ 
partie, bald bricht der Wasserspiegel an dieser, dann an jener 
Stelle, endlich wird noch in dem nördlichen Winkel das letzte 
Stück desselben zerbrochen, nach einigen Minuten schäumt der 
ganze See. Nun rüttelt das Seeungeheuer seinen krystallenen 
Leib und schäumt, zischt, brüllt und tobt; der ganze See ist in 
wilder Aufregung, graue Wolken hängen dräuend über ihn. 
Nach ein paar Stunden zerreißt die untergehende Sonne das 
düstere Gewölke am Himmel; der vor Kurzem wild rollende 
Wellenwagen wird immer leiser und leiser hinter eine Bucht ge¬ 
lenkt , nur noch durch eine Weile sieht man die Spuren seines 
Geleises; wir erblicken wieder den glatten Seespiegel! in welchem 
der eitle Sonnengott vor seinem Scheiden sich wohlgefällig be¬ 
trachtet. — 
Dr Heinrich Wallmann, 
Das Thal von Windischgarsten. 
In jenem südlichen Winkel Oberösterreichs, welcher das 
Quellgebiet der Steyr umfaßt, gelangen die nördlichen Kalkalpen 
auf ihrem Znge nach Osten nochmals zu einer großartigen 
Höhen- und Massenentwicklung und zwar in dem Prielgebiete 
und seinen östlichen und nördlichen Wiederlagen, dem Pyrgas- 
stocke und der Hochsengsenkette. Zwischen diesen drei Riesenwän¬ 
den nun liegt das ausgedehnte, romantische Windischgarstner Thal. 
Es ist gleichsam ein verschlagenes Stück Flachland, das alle 
möglichen Uebergänge von Hügelland und Mittelgebirg bis zum 
eigentlichen hochälpineu Gebiete enthält, und nach allen Richtun¬ 
gen hin Nebenthäler aussendet, die bald reizende Idylle, bald 
wilde Romantik sind, oder gar beides zugleich. — 
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