Volltext: Weltkriegsliteratur (Ergänzungsheft 7 Hauptbd. 1933)

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Frauenholz 
Die französischen „Documents diplomatiques français 
(1871—1914)" (Imprimerie nationale. A. Costes und L'Europe nouvelle, 
éditeurs. Paris 1929 ff.) sind in drei Serien (1871—1900, 1901—1911, 
1911—1915) gegliedert. Die Sammlung ist chronologisch geordnet und 
daher bei der Weitverzweigtheit der französischen Beziehungen schwerer 
handzuhaben als die amtliche deutsche oder englische Publikation. Die 
„Commission de publication des documents relatifs aux origines de la 
guerre de 1914", die beim französischen Außenministerium für die 
Herausgabe des Aktenwerkes geschaffen wurde, hat diese Anordnung 
trotzdem vorgezogen, da sie gestattet, gleichzeitige Berichte aus ver¬ 
schiedenen Weltgegenden, die zum gleichen Ereignis Stellung nehmen, 
nebeneinander zu reihen. Bisher sind 9 Bände der verschiedenen Serien 
erschienen. 
Die belgischen Dokumente sind von der deutschen Regierung, und zwar 
erstmalig nach der Besetzung von Brüssel im Jahr 1914 veröffentlicht 
worden. Sie wurden später ergänzt und liegen nun unter dem Titel „A m t - 
liehe Aktenstücke zur Geschichte der europäischen Po- 
Ii t ik 1885—1914. VollständigeAusgabe der vom deutschen 
Auswärtigen Amt herausgegebenen diplomatischen 
Urkunden aus den belgischen Staatsarchiven" (Deutsche 
Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte, Berlin 1925) in~ 5 Bänden, 
2 Ergänzungs- und 2 Kommentarbänden vor. Die Ergänzungsbände ent¬ 
halten Gesandtschaftsberichte und die belgischen Graubücher über den 
deutschen Einmarsch, in den Kommentarbänden kommt Bernhard 
Schwertfeg er zum „Fehlspruch von Versailles" und dem „Geistigen 
Kampf um die Verletzung der belgischen Neutralität" zu Wort. Das 
Wichtigste an den belgischen Dokumenten sind meines Erachtens heute 
die Gesandtschaftsberichte. Belgien konnte nicht damit rechnen, daß — 
wie etwa bei der Schweiz, deren geographische Verhältnisse viel gün¬ 
stiger liegen — seine Neutralität gewahrt bleiben würde. Nicht etwa nur 
der deutsche, sondern auch der französische und russische Generalstab 
sahen in ihren gemeinsamen Besprechungen den Durchmarsch durch 
Belgien vor. So kam es für Belgien noch mehr als für einen anderen 
Staat darauf an, sich auf die siegende Seite zu stellen. Die belgischen 
Gesandtschaftsberichte suchen mit besonderer Sorgfalt das tatsächliche 
Kräfteverhältnis in Europa im Falle eines Krieges zu ergründen, und es 
war ein bedenkliches Zeichen, daß Belgien sich trotz der deutschen An¬ 
gebote und der für die Deutschen ausgesprochen günstigen Lage zu 
Kriegsbeginn vorbehaltslos auf Seite der Entente stellte.
	        
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