Volltext: Die Linzer Stadtpfarrkirche

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als Nachfolger haben?") Die Forderung nach einem evan 
gelischen Stadtpfarrer an unserer Kirche ist zwar niemals er 
füllt worden, doch wurden die kirchlichen Verhältnisse immer 
trostloser. Die Bürger wichen der katholischen Predigt und 
dem katholischen Gottesdienste aus. Neustiftungen schnitt das 
Sahr >522 fast ausnahmslos ab?") Die alten Gründungen ver 
fielen allmählich. Ls nimmt wunder, daß sich 1551 noch so viel 
Interesse für die katholische Pfarrkirche fand, um den Lurm 
auszubauen. 
6n der Weiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stieg der Pro 
testantismus in 6m? vollends zur Macht empor. Die -Zwie 
tracht und Wankelmütigkeit der kaiserlichen Brüder 
Rudolf II. und Matthias waren daran nicht wenig schuld. 
Die Stände richteten im neuerbauten Landhaus (B I, O) 
mit der berühmten höheren Landschaftsschule eine Hoch 
burg für das kirchliche und geistige Leben des Prote 
stantismus ein. Neben den Lehrkräften waren feit 1575 
zwei bis vier eifrige Pastoren angestellt. Über die Unduld 
samkeit des Oberpastors Daniel Hitzler muhte selbst 
der konfessionell freidenkende Astronom Kepler, der an der 
Landschaftsschule dozierte, Klage führen.") Vor dieser Über 
macht des Protestantismus droht das katholische Leben völlig 
zu ersterben. Als Kardinal Gaetano auf der Durchreise nach 
Polen in Linz übernachtete, fand er am 25. November 1595 
nur in einem kleinen Kirchlein außerhalb der Stadt die Mög 
lichkeit, die heilige Messe zu lesen?') Das einzige erfreuliche 
Ereignis in diesen kritischen Jahrzehnten ist die Übertragung 
des Dekanates von Lorch nach Linz. Pfarrer Martin Purg- 
leitner (1552—1582) ist der erste Linzer Dechant.") Nach den 
harten Sustizbegriffen der damaligen Zeit hatten in katholisch 
regierten Ländern die Protestanten zu gewärtigen, was in 
protestantisch regierten Ländern die Katholiken auf sich nehmen 
muhten: Landesverweisung, Güterkonfiskation, bei Widerstand 
Waffengewalt und Lodesstrafe.
	        
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