Volltext: Festführer für das VIII. deutsch-österreichische Kreisturnfest in Linz a./ D.

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zur Landeshauptstadt, verbrachte daselbst seine letzte Lebens¬ 
zeit und starb hier am 24. August 1493 nach 53jähriger Regie¬ 
rung. Sein Herz wurde in der Stadtpfarrkirche beigesetzt, wovon 
uns eine schöne Marmortafel bei dem Hochaltäre Kunde gibt. 
Sein Nachfolger Maximilian I. weilte oft in Linz und vermehrte 
die Freiheiten der Stadt. Auf dem kaiserlichen Schlosse krönte 
„der letzte Ritter" im Jahre 1501 den Schlesier Vincenz Lang 
zum Dichter, welcher Feierlichkeit auch der berühmte Konrad 
Geltes beiwohnte. Im Jahre 1521 fand das Hochzeitsfest Fer¬ 
dinands I. mit Anna von Ungarn statt, wobei am 25. Mai auf 
dem Hauptplatze ein grosses Tournier abgehalten wurde, in 
welchem Herr Sebastian von Losenstein einen Spanier, der die 
Deutschen hochmüthig verspottet hatte, glänzend besiegte. Im 
Jahre 1552 tagte in unseren Mauern eine glänzende Versamm¬ 
lung von Reichsfürsten, welche die Grundlagen zu dem so¬ 
genannten Passauer Religionsfrieden legte. 
Während des grossen Bauernkrieges 1626 wurde Linz von 
den Bauern durch 16 Wochen vergeblich belagert und hiebei 
ihr Anführer Stephan Fadinger bei der Recognoscierung des 
Landhauses am 28. Juni tödlich verwundet. Um diese Zeit 
wirkte hier als Mathematicus im Dienste der Stände an der 
evangelischen Landschaftsschule der Astronom Johannes Kepler, 
einer der grössten Geister des 17. Jahrhunderts. In der nach 
ihm benannten Strasse im Hause Nr. 10 lebte der berühmte 
Gelehrte von 1614 bis 1627, wie eine einfache Marmortafel 
kundgibt. Am 16. October 1680 starb zu Linz Feldmarschall 
Raimund Fürst von Montecuccoli, der bekannte Türkensieger, 
welcher beim Einritte in die Stadt durch einen herabfallenden 
Balken getödtet wurde; sein Denkmal aus weissem Marmor 
enthält die Gruft der Kapuzinerkirche. Zur Zeit der Belagerung 
Wiens durch die Türken 1683 schlug Leopold I. im hiesigen 
Schlosse seine Residenz auf. Im Jahre 1732 verweilte Karl VI. 
durch zwei Monate in der Landeshauptstadt und nahm die Erb¬ 
huldigung der Stände entgegen. In den Jahren 1783 und 1786 
war Kaiser Josef II. in Linz und wohnte im damaligen Gast¬ 
hause „zur blauen Gans", später Gasthof „zum Bayrischen 
Hof", neben dem Hotel „Rother Krebs", wie uns eine Inschrift 
mittheilt. Der grosse Brand am 15. August 1800, welcher um 
öVa Uhr abends zur Zeit des Bartholomäus-Marktes im kaiser¬ 
lichen Schlosse ausbrach, vernichtete das Landhaus bis auf 
die Hauptmauern und legte die Häuser der Altstadt, Kloster¬ 
strasse, Hahnengasse, sowie die Häuser am Hauptplatze bis
	        
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