Volltext: Stephan Rottaler

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von ihm: „Hoc venerandus pdntifex in Castro Frisingae fontem valde perutilem 
ex lapidibus pretiosis marmoreis jussit fieri structurae tarn pretiosae firmae ac 
perutilis, quod in terris nostris vix sibi similis reperitur.“ 1 Nicht ein Stein, nicht 
die flüchtigste Skizze zeugt mehr von diesem verschollenen oder untergegangenen 
Werke, von dem wir wohl nicht ohne Grund die Vermutung hegen dürfen, daß 
es gleichfalls eine Schöpfung unseres Meisters war. 
Bischof Philipp war ein reger Förderer der schönen Künste. Hans Schwab 
von Wertingen, der Hofmaler Herzog Ludwigs X. hat uns seine energisch-sym¬ 
pathischen Züge in einem Bilde der Schleißheimer Galerie festgehalten;1 2 von 
dem Kleinmeister Friedrich Hagenauer und von einem Meister aus dem Kreise 
des Eichstätter Bildhauers Loy Hering rühren verschiedene tüchtige Medaillen 
und kleinere Porträtreliefs des Fürsten her3 und gleichfalls von einem gewandten 
Schüler Loy Herings, nicht von diesem selbst, stammt ein feines Epitaph von 
Solnhofer Kalkstein, das ihn im Schutze seines Patrons vor dem Gekreuzigten 
kniend darstellt. Unter diesem Epitaph — in der Vorhalle des Freisinger 
Domes — steht schließlich noch sein Grabstein von rotem Marmor mit dem 
lebensgroßen, jedoch etwas schwächlichen Bilde des Bischofs, wohl gleichfalls 
von einem Schüler Loy Herings.4 Man fühlt angesichts all dieser Porträts 
deutlich den Geist der neuen Zeit; Bischof Philipp war nicht mehr ausschließlich 
ein Fürst der Kirche im klerikalen Geiste des Mittelalters, sondern bereits — 
wenn auch nicht in universellem Sinne, so doch wenigstens auf dem Gebiete der 
bildenden Künste — ein echter Renaissancefürst. Gerade sein Verhältnis zu den 
schönen Künsten charakterisiert ihn und die neue Zeit trefflich. Obwohl nicht 
weniger gläubig und fromm und nicht minder auf das Wohl seines Bistums be¬ 
dacht als irgendeiner seiner Vorgänger, hat er während der langen Regierungs¬ 
zeit von fast einem halben Jahrhundert die Künste niemals zu bedeutenderen 
Aufgaben für seine Bischofskirche oder zu anderen kirchlichen Zwecken heran¬ 
gezogen. Um so mehr aber beanspruchte er sie für seine Person. Vor allem stand 
sein Sinn nach schönen Bauten. Im Jahre 1534 fügte er dem Residenzbau einen 
westlichen Flügel an, der ebenso wie die älteren Teile der Residenz unter Bischof 
Veit Adam (1618 — 1651) einschneidenden Veränderungen unterworfen wurde. Noch 
in demselben Jahre, 1534, begann er ausserdem, da er das Bistum seinem Bruder 
Heinrich zu übergeben trachtete, am Nordabhange des Domberges den sogenannten 
„Neubau", den er sich zu einem Altersitz ausersah, und vollendete ihn 1537.5 
Dieser jetzt recht nüchterne, offenbar stark veränderte Bau, der heute als Brau¬ 
haus dient, und an dessen Erbauer nur noch ein hübsches Wappen von rotem 
Marmor erinnert, und der malerische Residenzhof sind die einzigen erhaltenen 
Zeugen der Baulust des Fürsten, von der die Chronik rühmt: „Insuper castrum 
1 Meichelbeck, Historia Frisingensis II (1329) S. 312. 
2 Katalog der Gemäldegalerie im K. Schlosse zu Schleißheim 1905 Nr. 137. 
8 Abbildungen im Jahrbuch der K. preußischen Kunstsammlungen 1907 S. 194 ff. 
4 Abbildung im Sammelblatt des Histor. Vereins Freising VI und VII (1888). Vgl. hierzu 
ebenda VIII und IX (1900) S. 10 und Mader, Loy Hering (1905) S. 102. 
5 Meichelbeck-Baumgärtner, Geschichte der Stadt Freising (1854) S. 190,
	        
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