Volltext: Stephan Rottaler

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Die Hallen umziehen den Hof an der Nord- und Ostseite in zwei Geschossen 
und zwar entsprechen jeder unteren Arkade je zwei des Obergeschosses. Im 
östlichen Flügel tragen die Hallen des Erdgeschosses einfache, größtenteils er¬ 
neuerte Kreuzgewölbe, im nördlichen Flügel Rippengewölbe; die obere Halle ist 
im Ostflügel jetzt flachgedeckt, während sich im Nordflügel noch das alte, ver¬ 
schiedenartig figurierte Rippengewölbe erhalten hat. 
Der Hauptreiz des Baues liegt, abgesehen von den schönen Verhältnissen, in 
den Stützen der oberen Arkaden, die wie alle wichtigeren Glieder des Baues 
in rotem Marmor gemeißelt sind (Abb. 50—53). Uns aber erscheinen sie vor 
allem deshalb wichtig, weil sie mit ihren phantastischen Formen die Erinnerung an 
die Grabstein-Architekturen des Meisters S. unmittelbar wachrufen. Am engsten 
sind sie mit den Säulen und Pfeilern am Steine des Hans von Klosen in Arnstorf 
und des Alexander Leberskircher in Gerzen verwandt. Die stilistische Aehnlich- 
keit ist so auffallend, daß man auch für jenen Bau die Hand des gleichen Meisters 
annehmen möchte. Schon Lübke hat diese Vermutung ausgesprochen, freilich 
unter Annahme durchaus unstichhaltiger Gründe. Er schreibt zunächst: „Sein 
Steinmetzzeichen und das Monogramm A.P. hat er — der Meister — an einem 
Pfeiler eingegraben.“1 Dann erwähnt er flüchtig die Epitaphien von Marolt und 
Kalbsor und bemerkt zu diesen: „Das Monogramm A. P. — vgl. oben — deutet offen¬ 
bar auf den Meister der Arkaden des Residenzhofes.“ 2 
Die Buchstaben A. P. am Stein des Kalbsor als ein Künstlermonogramm anzu¬ 
sprechen, erscheint, nachdem wir als solches das Schildchen mit dem durchquerten 
Pfeil, welches Sighart und Lübke übersahen, nachgewiesen haben, so gut wie aus¬ 
geschlossen. Nicht ein Monogrammist A.P., sondern ein Meister S. R., hat, wie 
uns die stilistischen Beziehungen zu den beiden andern mit S. P. signierten Ar¬ 
beiten bewiesen haben, das Epitaph des Kanonikus Kalbsor gemeißelt.3 Nun 
haben aber auch mehrfache Nachforschungen4 das Steinmetzzeichen und die Buch¬ 
staben A. P., welche Sighart an einem Pfeiler des Residenzhofes eingegraben gesehen 
haben will, nicht mehr auffinden können. Auch eine eingehende Untersuchung 
1 Lübke, Geschichte der Renaissance in Deutschland II. (1882) S. 6 und I. (1882) S. 174. 
In ganz ähnlicher Weise schreibt Sighart — Geschichte der bild. Künste in Bayern (1862) S. 681 — 
„Der Name des Baumeisters ist durch das Steinmetzzeichen und die Buchstaben A. P. angedeutet.“ 
Unzweifelhaft fußt Lübke auf Sighart, wie auch daraus erhellt, daß beide das falsche Erbauungs¬ 
jahr 1520 angeben, während die Bauinschrift deutlich das Jahr 1519 nennt. 
2 Lübke a. a. O. II (1882) S. 7, wo auch noch des Steines des Paulus Lang als wohl von der 
Hand dieses Meisters herrührend gedacht wird. 
3 Ob die Buchstaben A. P. wirklich am Residenzhof angebracht waren, erscheint mehr als 
fraglich. Irrtümer sind bei Sighart keineswegs selten, gibt er doch, obwohl in Freising ansässig, 
das falsche Erbauungsjahr 1520. — Die Buchstaben A. P. am Epitaph des Kalbsor scheiden als 
Meisterzeichen aus. Sie finden am einfachsten ihre Deutung durch eine Stelle im cgm. 1724 
S. 111 und 179, wonach ein Kanonikus „Andreas Püll von dem päpstlichen Stuell H. Petri Kalbsohr 
sei. Canonikat überkhomen hat“. Der Nachfolger Kalbsors im Kanonikate, Andreas Püll, dürfte 
„zu dankbarer Gedächtnus“ das Epitaph seines Vorgängers gestiftet haben und ließ dann gegen¬ 
über der Tafel mit dem Entstehungsjahr desselben die Anfangsbuchstaben seines Namens in die 
geflügelte Kugel meißeln. 
4 K. D. B. I, 379.
	        
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