Volltext: Stephan Rottaler

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wurde wahrscheinlich gelegentlich der Aufstellung der Grabsteine im Kreuzgang 
durch Bischof Johann Franz im Jahre 1708, vermutlich aus Gründen der Kon¬ 
formität, mit den übrigen Steinen entfernt. 
In Freising findet sich keine weitere Marmorskulptur, die mit unanfechtbarer 
Bestimmtheit den Meißel unseres Meisters verriete. Es könnte nur noch der 
wenig bedeutende Grabstein des Kanonikus Rupert Auer von Puelach, gest. 1520, 
in Frage kommen, wenigstens hinsichtlich der technischen Mache, doch weist er 
in der Art, wie die müde Figur unbeholfen in die Nische gezwängt und wie die 
Hände gefaltet sind, eher auf einen schwächlichen Nachahmer, als auf den 
Meister selbst. 
Wesentlich mehr Wahrscheinlichkeit spricht für den Grabstein des Ritters 
Sigmund Pucher, gest. 1514, in St. Castulus zu Moosburg. Bei einem Vergleich 
mit dem des Peter von Altenhaus, der in erster Linie heranzuziehen ist, wird 
dieser zunächst wegen des reichen Beiwerks und der außerordentlich feinen 
Durchbildung aller Einzelheiten mehr bestechen. Greift man jedoch das Wesent¬ 
liche der beiden Werke heraus, die Figur der beiden Ritter, so wird man der 
unverkennbaren Vorzüge des Moosburger Steines augenblicklich gewahr. Der 
Verzicht auf einengende Nischen und ähnliches Beiwerk gestattet der kühnen 
Figur des Pucher größere Bewegungsfreiheit. Peter von Altenhaus steht unsicher 
auf dem Hund, der Pucher dagegen wiegt sich federnd in der Sicherheit des 
Schrittes. Es ist dasselbe Empfinden, wie bei dem Kanonikus Lang von Wellen¬ 
burg. In diesem Bewegungsmotiv erblicke ich auch den wesentlichsten für den 
Meister 8. R. sprechenden Grund; daneben legen freilich auch Schnitt und Be¬ 
handlung der Helmzier und die Rüstung dessen Urheberschaft nahe. Ueber- 
raschend wirkt der nur von einer Netzhaube bedeckte Kopf des Pucher; er ist 
ein unmittelbar dem Leben abgeschriebenes Porträt mit derben knochigen und 
entschlossenen Zügen, das zu den besten Bildnissen in Altbayern zählt (Abb. 19). 
Es überragt alle bisher von unserem Meister erwähnten Werke, ohne jedoch da¬ 
bei auf eine andere Hand hinzuweisen. 
Auch Landshut besitzt noch ein weiteres Werk unseres Meisters in der 
Grabplatte des Ritters Georg Kärgl von Siesbach, gest. 1527.1 Sie ist in einem 
Nebenraum der Kärglschen Kapelle zu Kloster Seligental unter einer Treppe fast 
unzugänglich eingemauert. Die Zuweisung an S. rechtfertigt sich zunächst 
durch die Architektur, die jener am Grabmal des Lang von Wellenburg nah ver¬ 
wandt und genau wie diese an dem linken unteren Gesimsstück mit einem Wappen 
haltenden Engelchen ausgestattet ist. Eine prächtige Figur ist der Ritter, der in 
ungezwungener Haltung mit fast gezierter Beweglichkeit auf einem Bären — dem 
Wappentier der Kärgl — steht. Die Aehnlichkeit mit den schon erwähnten 
Rittergrabsteinen springt unmittelbar in die Augen. Der Umstand, daß das Todes¬ 
datum erst später vollkommen ausgefüllt wurde, beweist, daß das Monument schon 
zu Lebzeiten des Ritters errichtet wurde. Ich setze es um das Jahr 1520 an. 
Auf diese Zeit weisen auch die dem Steine des Lang von Wellenburg (gest. 1521) 
*) Haack, Die gotische Architektur und Plastik der Stadt Landshut (1894) S. 55.
	        
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