Volltext: Stephan Rottaler

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Abb. 12. Zeichen am Grabstein des Kanonikus Petrus Kalbsor im Domkreuzgang zu Freising 
Wölbung mit einer Art aufgesetztem Laubsägenornament geziert ist, umschließt eine 
runde Inschriftscheibe; Perlenschnüre,Wappenschilde, Totenkopf, Stundenglas füllen 
den unteren freien Raum. An der linken Säule aber lehnt ein Schildchen mit der 
Jahreszahl 1522 als Entstehungsdatum der Skulptur, und im oberen linken Bogen¬ 
zwickel findet sich wieder eine geflügelte Kugel, diesmal mit dem Buchstaben 
S. und B. (Abb. 13). Auch hier die Signierung also, aber wieder in anderer Form; 
dennoch kann kein Zweifel bestehen, daß es sich um den gleichen Meister handelt. 
In der Mitte der oberen Schmalseite des Steines, der im Gegensatz zu den 
meisten Epitaphien Ingolstadts nicht in Sandstein sondern in rotem Marmor 
gemeißelt ist, erhebt sich in kräftiger Ausladung ein Zierstück in Form einer 
gebuckelten flachgedrückten Kugel, die vermutlich einem kleinen Freifigürchen 
als Sockel gedient hat. 
Aus der ganzen Anlage des Epitaphs, die auf jede figurale Behandlung ver¬ 
zichtet, spricht deutlich die Freude des Steinmetzen an der neuen Formenwelt, 
in die er sich lustig hineinlebt. Auch in dem Duktus der Schrift, zumal der 
großen Lettern, wie sie auch schon auf dem Epitaph des Kalbsor Vorkommen 
und in der breiten, das Ganze beherrschenden monumentalen Anordnung der 
Legenden kündet sich der vollkommene Bruch mit der gotischen Vergangenheit. 
Abb. 13. Meisterzeichen und Datierung vom Epitaph der Dorothea und Elisabeth Esterreicherin an der ehemaligen 
Minoritenkirche in Ingolstadt
	        
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