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operis der Spitalkirche beziehen. Durch die nämliche Marke wird auch die fein¬
gemeißelte originelle Bauinschrift mit Horoskop an dem 1514 von Abt Kilian
erbauten Südturm der Klosterkirche Niederaltaich der gleichen Hand zugewiesen.1
Neben Landshut tritt um diese Zeit besonders das benachbarte Dingolfing hervor,
dessen Figuren immer noch trotz allem Faltenpathos eine Erinnerung an seine
zarten und stillen Heiligen der Spätgotik anhaftet; gut vertreten wird diese Gruppe
durch die beiden Johannesfiguren vom alten Hochaltar der Pfarrkirche (Abb. 61).
Abb. 61. Holzfigur des hl. Johannes Evangelista in der Pfarrkirche zu Dingolfing
Räumlich dominierte am meisten in Niederbayern die Schule von Eggen-
felden mit dem fruchtbarsten und wohl auch tüchtigsten ihrer Meister, Matthäus
Kreniß, dem Meister der prächtigen Türen an der Stiftskirche in Altötting.
Seine Arbeiten lassen sich bis in die Gegend von Passau und in das öster¬
reichische Gebiet verfolgen; im allgemeinen scheint der Inn die östliche Grenze
seines Bereichs gebildet zu haben2 (Abb. 62).
1 Das bisher unbeachtet gebliebene Steinmetzzeichen findet sich rechts unten am Stein. Ver¬
handlungen des histor. Vereins für Niederbayern XXIII (1884), S. 42. Muth, Die ehemalige
Klosterkirche in Niederaltaich 1893, S. 17.
2 Ueber Kreniß s. meine Abhandlung „Die Türen der Stiftskirche in Altötting und ihr
Meister“ in der Zeitschrift „Die christliche Kunst“ 1904/05, S. 121. Weitere Arbeiten von Kreniß