Volltext: Stephan Rottaler

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In diesem „Stephan Rottaler“ erblicke ich unsern Meister S. R. Die Frage 
nach der Indentität beider, die Habich einmal lediglich unter Hinblick auf die 
Skulpturen im Freisinger Domkreuzgang flüchtig aufwarf, ohne ihr jedoch näher¬ 
zutreten 1,schwanke ich nicht länger unbedingt zu bejahen, nachdem vielfache 
und untrügliche Spuren in den Werken des Monogrammisten S. R., die nun in 
breiter Fülle vor uns liegen, nach Landshut wiesen. Würden wir nur die Stein¬ 
arbeiten des Meisters kennen, so dürften wir uns dennoch nicht an dem Ausdruck 
„Schnitzer“ des Kammerbuchs stoßen, denn der Gebrauch des Mittelalters er¬ 
achtet die Bezeichnung „Schnitzer“ als gleichbedeutend mit Steinmetz oder Bild¬ 
hauer, nicht zum wenigsten in der Annahme, daß, wer das Schnitzmesser führte, 
auch den Hammer und Klöppel schwang. Nun aber hat unsere Untersuchung 
uns in die Lage versetzt, den Meister der Steinskulpturen auch als den Schöpfer 
der hervorragenden Holzbildwerke an dem Reisbacher Hochaltäre und dem Lands- 
huter Vesperstuhle anzuerkennen, und damit sind wir um so mehr berechtigt, den 
Monogrammisten S. R.nunmehr mit dem vollen Namen „Stephan Rottaler“ 
zu belegen. 
Weitere eingehende Recherchen nach Stephan Rottaler in den Archiven in 
München und Landshut blieben erfolglos. In dem Dienste des Herzog Ludwigs X. 
stand er offenbar nur vorübergehend. Aus den obigen Einträgen erhellt nicht 
genügend, was mit diesem „pild gen Öting“ gemeint ist. Ich vermute, daß es 
sich um ein wächsernes Votivbild handelt, das vielleicht den Herzog selbst lebens¬ 
groß darstellte und das für das Gnadenbild nach Altötting gestiftet war. Der 
Fall wäre durchaus nicht vereinzelt; pilgerte doch Pfalzgraf Otto Heinrich ein 
Jahr später (1518) mit einem solchen lebensgroßen „wächsinen Bild“ nach St. 
Wolfgang am Abersee zum Dank für erlangte Genesung.1 2 Einem solchen Bilde 
würde auch die Menge Wachs entsprechen und ebenso die ansehnliche Summe, 
die Herzog Ludwig dafür ausgab. Darnach wäre Rottaler also auch „Wachsbos¬ 
sierer“ gewesen. 
Leider fehlen in den Archiven auch die Akten über den Bau der fürstbi¬ 
schöflichen Residenz zu Freising; eine „Raittung, so Bischof Philipp von aigener 
Handt gehalten 1524“,3 spricht nicht mehr davon. 
1 Vgl. das Referat meines Vortrages über den Meister S. R. in der Altbayer. Monatsschrift 
Jahrgang IV (1903—1904) S. 98 und Habich, Hans Leinberger in dem Münchener Jahrbuch für 
bildende Kunst I (1906) S. 135. 
2 Vgl. Richard Andree, Motive und Weihegaben (1904) S. 95 ff. Ein derartiges Votivbild aus 
dem Ende des 15 Jahrhunderts besitzt das „Ferdinandeum“ in Innsbruck in der knienden Wachs¬ 
statue des Grafen Bernhard von Görz, gest. 1500, aus St. Sigmund im Pustertal. Vgl. hierzu 
Stiaßny, Eine gotische Votivstatue, in der Beilage der Allgemeinen Zeitung 1898 Nr. 289 und 290> 
Abbildung in dem Illustrierten Führer durch das Ferdinandeum in Innsbruck 1903 S. 23. 
8 Archiv des erzbischöflichen Ordinariats München. Heckenstallersche Sammlung Bd. 292.
	        
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