Volltext: Feldgraue Ernte

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Und sitz ich einsam in der Stube, wacht 
dein Wesen bei mir oft die ganze Nacht. 
Ich dürfte nur den Lops ein wenig rücken, 
säh ich im Stuhle dich mit meinen Blicken. 
Jm Stuhl, von dem ergriffen du gelauscht, 
wenn ich im Reden vor dir aufgerauscht. 
Dein Auge glüht; doch nun in einem Schimmer, 
daß seine Helle füllt das ganze Zimmer. 
Du sitzt geneigt, in langer, schmaler Hand 
-er jungen Stirne kindlich weiche wand, 
und deine Lippen sind geformt zum Sprechen, 
als könnten sie das Todesschweigen brechen. 
Und dann kommt manchmal über dieses Bild 
ein Riesenbrausen, das fortwährend schwillt. 
Du stürmst vorm Zuge mit geschwungnem Degen 
durch Rauch und Brand dem nahen Feind entgegen. 
Im Blühn erblichen und gestürzt im Flug, 
schon wirkt dein Tod nur wie ein Traumestrug. 
Denn da ich dich nicht sterben sah, stirbt nimmer 
vor mir dein Leben und sein schöner Schimmer. 
Ein ew'ges Siegen bist Lu meinem Geist, 
das trotzig sich durch alle Nöte reißt. 
Du und die jungen Toten gebt uns Alten 
die Iugend wieder und die Sturmgewalten. 
Hermann Stehr
	        
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