Gebet um Frieden und Ringen um Aufrechtbleiben gegen
alle Dämonen und Mächte, Aufrecken zum letzten Sturm
und überm darbenden Hunger im Lande das bittere Ende,
in dem die gewesene Einheit des Volkes jäh zerbricht in Ab
fallende, versinkende, Meuternde, Hadernde und über den
Tod hinaus trotz allem Getreue: wie es geschehen ist, wie
es erlebt wurde, so steht es hier als Botschaft der Dichter.
Das in Rhythmus und Form gebundene Wort des Ge
dichts ist zu allen Zeiten für jedes echte Gefühl und tief
aufwühlende Empfinden des Menfchm der höchste und
äußerste Ausdruck. Line Statistik hat errechnet, daß meh
rere Millionen von Gedichten währmd der Äriegsjahre
allein in unserem Lande entstanden sind. Ins Unvorstell
bare geht die Zahl der Gedichte, die in allen Sprachen der
vielen in den Lrieg verstrickt gewesenen Völker dieses Lrie-
ges sich um die Bezwingung der Stunde, um die Beherr
schung des Gefühls, um die Aussage des Unaussagbaren
bemüht haben. Und bemerkt worden ist auch des öfteren,
daß im Vergleich etwa zur Lyrik der Freiheits-Äriege gegen
Napoleon der lyrische Gesamtertrag der deutschen Dich
tung im Weltkriege innerlich mager genannt werden müs
se. Eine törichte und falsche Feststellung ist das. Sie datiert
daher, daß der prüfende Betrachter nicht imstande war, aus
der Fülle und Überfülle von Versen und Versversuchen je
ner Jahre das wahrhafte, das Große, das Echte, das Blei
bende und Zeugende herauszuheben. Ls versank immer wie
der das wahre Gedicht inmitten der Flut und Fülle des
Auch-Gedichtes.
Jene Iahre des Ärieges haben den Menfchm und inmit
ten der ihn einkreisendm, drosselnden und aushungernden
Fronten, sowie des grausigen Endes den deutschen Men-
rr