Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Aber es kostete die neue Erwerbung ein schönes Stück Geld, 
weil man mit der Garderobe doch auch gleichen Schritt halten 
mußte. Da bedurfte es einer Ausstattung zur plutonischen Seena, 
natürlich in Feuerfarbe, zur Flora-Scena, zur neptunischen Seena. 
Zu einem martialischen Interludio waren papierene Köpfe 
(Masken) mit den dazugehörigen Schwertern, Pferde von Holz, 
Totenköpfe und Adler vorrätig; zur martialischen Seena aber Fahnen, 
Harnische, Helme, Pickelhauben, Schwerter, Trommeln, Schilde, 
Partisanen. Zur Dianaszene fanden sich Köcher mit Pfeilen, Hörner, 
Schäferstäbe und Jägerkleider. Nach Bedarf gab es auch ein 
sceptrum cum oculo divino, einen Dreizack, den Bogen Cupidos, 
einen hölzernen Anker u. dgl. m.1) 
Nach dem Siege über die Türken bei Wien wurden Türken¬ 
stücke Mode, in denen es von Turbanen, Tatarenmützen und 
Krummsäbeln wimmelte. Die Stücke, welche damals die Prälaten 
aus der Siegesbeute für die Sammlungen ihrer Stifte erwarben, 
dienten als erwünschte Vorlage. 
Vorbildlich für die Stiftstheater dieser Zeit war außer den Auf¬ 
führungen der Jesuiten das unter dem Rektorate des Kremsmünsterers 
P. Gregor Wibmperger (1681 —1705) eröffnete Aulatheater an der 
Salzburger Universität. Wenn man bedenkt, daß hier Vertreter der 
verschiedensten Benediktiner-Abteien Deutschlands und Österreichs 
teils als Lehrer teils als Schüler weilten,2) wird man die Macht der 
Einflüsse ermessen, die sich hier kreuzen mußten. Und was der 
0 Ein Inventarium der Stiftsbühne in St Florian vom Jahre 1690 hat 
Czerny in seinem Buche „Kunst und Kunstgewerbe in St. Florian“, p. 263, ver¬ 
öffentlicht: Auf 14 Latten oder Stangen war das Spielzeug aufgehängt. Auf 
der ersten Latte paradierten zehn Schweife von Meerwundern, auf der zweiten 
ein mit Perlen gesticktes Pektoral (Bruststück) mit seinem zugehörigen Schürz], 
ein rottaftenes Florianikleid, ein Scenarock, Goldstuck, item ein ungarischer von 
Silberstuck mit zwei königlichen Talaren, item ein türkisches Unterkleid. Auf 
der dritten war ein Scenarock von güldenem Tockh mit Silberspitzen durchaus 
verschamoriert, zwei Böcke in Silbertockh, zwei blaue Schürzl mit kleinen 
Silbergalanen verbrämt. Auf der vierten Latte ein weißtaftenes Bruststück mit 
dem Unterrock von weißer Leinwand, zwei Spiegelkleider mit falschen Umbrellen, 
zwei grüne Schürzl mit kleinen Silbergalanen etc. etc. Man hatte Böckl zur 
Schäferei, romanische Kriegsröcke, Pilgramkleider, Charlatankleider mit ihren 
dazugehörigen Hauben, Judenmäntel, Kleider zur Krönung und Geißelung für 
geistliche Schauspiele, Truhen voll mit Strümpfen, Federn, Tanzschuhen und 
Kothurnen. An den Mauern waren Turbane und Tatarenmützen befestigt. 
2) Von 1637—1777 lehrten 28 Benediktiner aus Kremsmünster allein da¬ 
selbst und befanden sich Kleriker aus 114 Klöstern hier, um theologischen Studien 
zu obliegen. Von 1659—1662 studierte in Salzburg auch Abraham a s. Clara.
	        
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