Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Wohnen wir im Geiste der Aufführung bei. Der Saal ist 
gedrängt voll. Abt Erenbert hat in Anbetracht des seltenen und 
daher um so freudigeren Anlasses mit Einladungen nicht gekargt. 
Grafen und Barone mit herrlich strahlenden Damen sind gekommen 
und nehmen jetzt mit vielen Umständlichkeiten Platz. Und nicht 
zu vergessen des Hofrichters und des ganzen Comitatus aulicus. 
Es ist recht lebhaft im Saale: Die Damen kichern und schwatzen 
über das „Argumentum“ (Programm mit kurzer Inhaltsangabe) auf 
türkischem Papier mit Goldschnitt1) und die Herren klappern mit 
den Degen und man hört Französisch und Welsch .... Da klingelte, 
der Vorhang hebt sich und mit gemessenem Schritte tritt Kallirrhoe 
auf, in eine weiße Tunica gehüllt, mit einer feinen Weiberperücke, 
lehnt sich an die Bildsäule der Göttin Vesta und klagt ihr Los, 
daß sie ungeliebt altern muß: 
„Sic ego semper deserta ferar? 
Nemo meos heu tristia fata 
Ambit amores? 
Sola tot annos viduis ripis 
Exigo tenui murmure virgo . . . 
Labitur aetas praepete cursu 
Optima periit portio vitae; 
Nemo meos o Numina laeva 
Ambit amores!“ . 
Sie spricht so schön Latein wie nur je eine Kremsnymphe und 
Theophobos, der um ihre Hand wirbt, ist der artigste Schäfer; etwas 
kühl, ja, sind sie beide; doch so muß es sein in der klassischen 
Aktion. Aber wie! Gleich in der nächsten Szene geschieht ein Riß 
10. „Candor triumphans oder Redlich wehrt ewig.“ Linz 1699. 
11. „Sacrum connubium sive Theandri et Leucothoes sancti amores.“ 
Wiirzburg 1700. 
12. „Ambitiosa tyrannis seu Osiris crudeli vulnere a fratre Typhone 
occisus.“ 
13. „Pietas impia seu Rosimunda pia in patrem, impia in maritum.“ 
14. „Pax terris reddita seu felix Leophili ac Irenes connubium.“ 
15. „Juventus Virtutis et Apollinis muneribus instructa^ 
Veterni, Bacchi ac Voluptatis illecebris corrupta, labore Martis emendata, 
Palladis suasu atque favore ad frugem reducta.“ Drama musicum. 
Bettenjpacher ließ die Nummern 1, 2, 3, 6, 10, 12, 13, 14, 15 als „Selecta 
dramata, diversis temporibus conscripta et in scena recitata“ 1683 in Salzburg 
drucken. 
*) So waren z. B. sogar die 15 Explicationes zur Faschingskomödie des 
Jahres 1677 in St. Florian ausgestattet (Czerny, Die Bibliothek von St. Florian, 
Linz 1874, p. 103).
	        
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