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Manchmal gab es sogar Singspiele mit eingelegten Tänzen.1)
In der Hegel spielte man Stücke, die in anderen Kollegien sich
schon bewährt hatten. Das ist bei der großen Festigkeit der Tradi¬
tionen im Jesuitenorden einerseits, bei dem vielfachen Domizilwechsel
seiner Mitglieder anderseits ganz begreiflich.
Wie die Stücke wanderten und wie lange sich manche im
Ordensrepertoire hielten, zeigt die Debora victrix, die in Prag schon
1604 in Anwesenheit des Hofes über die Bretter gegangen war und
in Linz noch 1743 vor der Kaiserin Maria Theresia gespielt
wurde.* 2)
Nach dem Beispiele der Väter der Gesellschaft Jesu richteten
sich zunächst die anderen geistlichen Häuser in Linz, z. B. das im
Jahre 1710 gegründete Collegium Nordicum3) und das Waisenhaus,4)
die auch im Jahre ein paarmal Komödie spielten.
des dortigen Bürgermeisters Max Luckhmer im Jahre 1669 schließen läßt. Das
Stück (gedruckt in Linz) feiert Ansberta als „Teutsche Fürstin und sonder¬
bahren Spiegel der ehelichen Lieb und Trew“. In Steyr befand sich seit 1632
ein Kolleg der Gesellschaft Jesu.
0 In der ersten Hälfte des 18. Jahrh., unbekannt in welchem Jahre,
wurde im Linzer Jesuiten-Theater das Martyrerstück Juliana gegeben. Die
Musik dazu hatte der Wiener Hoforganist Ferd. Tobias Richter geschrieben, der
auch viele akademische Komödien für das Wiener Jesuitenkolleg komponiert
hat. Die eingelegten Tänze leitete der ständische Tanzmeister Karl Grenetau.
Exemplar in der Stiftsbibliothek von St. Florian, Sammelband II, 2755—2768
(„Varia litteraria collecta 1751“).
2) 0. Teuber, Geschichte des Prager Theaters I (1883), p. 28. Stäuber,
Ephemeriden, p. 282 f. Nebenbei sei daran erinnert, daß noch im Jahre 1850
ein Volksschauspiel Deborah von S. H. Mosenthal erschien.
3) J. Gaisberger, Zur Gesch. milder Stiftungen im Lande ob der Enns.
Linzer Mus.-Jahresber. 1859, p. 53.
4) Im Jahre 1732 z. B. spielten die Waisenknaben: Glück- und unglück¬
volles Ende; das erste erscheinet an S. Johanne von Nepomuk als glorreichen
Märtyrern und Blutzeug Christi. Das änderte aber an Wenceslav dem tyran¬
nischen König. Exemplar in der Musealbibliothek. Seit der 1728 erfolgten
Heiligsprechung bot das Leben und der Martertod des hl. Johannes von Nep.
öfter Stoff zu dramatischer Bearbeitung in geistlichen Häusern. So verwahrt
die Stiftsbibliothek in St. Florian ein in Linz bei J. Casp. Leidenmayr 1728
gedrucktes Singspiel: Der ligend-obsigende Held zu Allg. Freude der Streitend-
und triumphirenden Kirch an dem Tag der würcklichen Heilig-Sprechung des
Glorreichen Märtyrers und Sonderbahren Ehren-Beschützers St. Joannis von
Nepomuck.
Auch unter den vom Jesuiten Maurisperg im Jahre 1730 in Steyr her¬
ausgegebenen Dramen befindet sich neben einem Mutius, Deodatus, Stanislaus
auch schon ein Joannes Nepomucenus.