Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Die Freude daran war jedenfalls groß. Das zeigt die Menge 
von Nachrichten über Aufführungen. 
Der Adel und die besseren Bürger hatten unter ihren Büchern, 
wie aus den Verlassenschafts-Abhandlungen hervorgeht, immer auch 
ein paar Lieblingskomödien.1) 
Die meisten dieser Produkte kommen uns sehr langweilig vor, 
weil ihnen eben das eigentliche dramatische Element fehlt und jeg¬ 
licher weitere Horizont. Unsere Vorfahren’ waren aber in dieser 
Hinsicht genügsamer. 
Vergnüglich rieben sie sich bei den dialogisierten Schnurren 
ihrer Schulmeister die Hände und bei biblischen Stücken kamen 
| sie aus dem Staunen über die Garderobe nicht heraus und vergaßen 
, ob der Andacht mtf jede dramatische Entwicklung. 
[Übrigens sei bemerkt, daß wir moderne Menschen uns auch 
so manches gefallen lassen. Auch im 20. Jahrhundert verzeichnet 
nicht selten der Theaterreferent: Die Novität hatte einen durch¬ 
schlagenden Erfolg. Handlung: Null. 
Ob und welchen Anteil bei uns die Meistersinger, die in ver¬ 
schiedenen Orten des Landes nachweisbar ihre Töne dichteten,2) an 
der Volksdramatik genommen haben, ist noch nicht aufgehellt. Es 
spricht aber alles dafür, daß die Nürnberger Schule, deren Meister 
Hans Sachs doch bei uns „singen und sagen“ gelernt, mit ihren 
Fastnachtspielen wohl bekannt gewesen ist. 
Einen von der protestantischen Schulkomödie ganz ver¬ 
schiedenen Charakter hatte das humanistische Drama in den Schulen 
der Jesuiten und der von ihnen beeinflußten Stifte. Strenge Aus¬ 
wahl der Stoffe und maßvolle Beschränkung der Aufführungen war 
Grundsatz. Der Zweck des Schuldramas war in diesen Kreisen nur 
1 ein pädagogischer im weitesten Sinne, daher das Fehlen des direkt 
polemischen Charakters und Bevorzugung frommer und erbaulicher 
0 Erasmus Rödern, cler an der Linzer Laudschaftsschule studiert hatte, 
besaß nach einem Inventar ans dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts in der 
Bücherei auf seinem Schlosse Berg bei Bohrbach die Komödie De vita studiosorum 
(Köln 1569) und De filio prodigo (Augsb. 1561). L. Pröll a. a. 0., I, p. 7, II, p. 33. 
Im Inventar des Seb. Borger zu Tollet vom Jahre 1572 finden sich „ein 
geschriben comedi auß dem driten capitl des Buechs Mose“ und Die bösen 
Sieben in Teufels Karnöffelspil (1562?). 
2) Der Meistergesang in Oberösterreich, Nagl-Zeidler, Deutsch-österreichische 
Literaturgeschichte, Wien 1899, p. 528—43.
	        
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