Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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biblische Drama „Helis“, ferner „Philomusus“, „Daphnis seu 
Christus patiens“ und das historische Drama „Rudolphus et 
Ottocarus“. Für die letztgenannte Tragödie, welche den Kampf 
zwischen Rudolf von Habsburg und König Ottokar von Böhmen 
behandelte, erhob ihn Kaiser Rudolf II. zum Poeta laureatus und 
beschenkte ihn mit seinem Bilde.1) 
Sie war es wert. Es war für seine Zeit ein vorzügliches Stück 
und ist das 1785 erschienene Schauspiel „Rudolf von Habsburg“ 
von Werthes (Professor Klein) deshalb interessant, weil es genau 
dieselben historischen Figuren enthält, wie Grillparzers „Ottokar“, 
so ist es der Rudolf-Ottokar des Calaminus nicht minder dadurch, 
daß manche Stellen sich stark mit der Auffassung Grillparzers 
berühren und selbst im dichterischen Ausdruck an den großen öster¬ 
reichischen Dichter gemahnen. 
Ich weise nur auf die Ähnlichkeit zwischen dem Preise Öster¬ 
reichs in beiden Dichtungen hin.* 2) 
Sein Beispiel wirkte auch nach seinem Tode noch fort und 
die Bühnentätigkeit an der vornehmsten Schule des Landes er¬ 
lahmte nicht.3) 
In Steyr wirkten als Rektoren der lutherischen Lateinschule 
Thomas Brunner (Pagaeus) und nach ihm Georg Mauritius.4) 
Tk. Brunner stammte aus Landshut, wurde 1558 als Lehrer 
nach Steyr berufen und wirkte hier bis zu seinem Tode (28. Ok¬ 
tober 1570). Die Grabschrift rühmt ihn als einen ausgezeichneten 
und gebildeten Mann (er war ein Schüler Melanchthons), als eifrigen 
und tüchtigen Lehrer. Seine Dramen verraten einfachen, schlichten, 
gläubigen Sinn und weiche Innigkeit, die gern glänzende Begabung ver¬ 
missen läßt. Drei biblische Dramen hat er uns hinterlassen: „Jakob 
und seine zwölf Söhne“, „Tobias“ und „Isaak und Rebekka“. 
Den Tobias dichtete er zur Hochzeit des edlen und festen Wolf Urkauf 
mit der tugendhaften Jungfrau Margaretha Prevenhuber, Isaak und 
Rebekka anläßlich der Vermählung des Martin Ortner mit Ursula 
0 K. Schiffmann, Magister Georg Calaminus, ein Schulmann des 16. Jahr¬ 
hunderts in Linz. Wien 1899, p. 11, 15. 
2) Man vergleiche die Seite 3jL stehenden faksimilierten Verse des Neu- 
lateiners mit denen, welche Grillparzer im 3. Akte seines „Ottokar“ dem Horneck 
in den Mund legt. 
3) Uber Aufführungen an der Linzer Landschaftsschule in den Jahren 
1611, 1612, 1615 vgl. F. Stäuber, Hist. Ephemeriden über die Wirksamkeit der 
Stände von Österreich ob der Enns. Linz 1884, p. 282. 
4) In der Würdigung der beiden Männer folge ich der Darstellung in 
Nagl-Zeidlers Deutsch-österr. Literaturgeschichte, p. 575 f.
	        
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