Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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gewandtheit Bellincionis und die Kunst Leonardo da Vincis zur 
Verfügung hatten, sein Bestes geboten. 
Die Darsteller, 24 an der Zahl, gehörten zum Kreise der 
Wiener Humanisten, die sich damals im vollsten Glanze der kaiser¬ 
lichen Gnade sonnten, u. a. Celtis, der Kanzler Bonomus aus Triest 
und der Priese Theodor Ulsenius (Velsen). 
Das Stück wurde durch einen in Senaren abgefaßten Prolog, 
den der Hofkaplan Joseph Grünpech aus Steyr als Mercurius vor¬ 
trug, eröffnet. 
Im ersten Akt erscheint Diana, begleitet von Nymphen und 
Faunen, und begrüßt den römischen Kaiser, den gewaltigen Jäger, 
als ihren Herrn und Meister. Gesang und Tanz beschließen die Szene. 
Im zweiten Akt erscheint Sylvanus mit Bacchus (Vinzenz Lang) 
und den Faunen. 
Der Rezitation ihrer Huldigungsansprache in Distichen folgt 
vierstimmiger Gesang, nach den modernen Musikgesetzen abgefaßt, 
der wohl das Hauptinteresse in Anspruch nahm. Zitherspiel und 
Instrumentalmusik füllen die Pausen. 
Der dritte Akt enthält den Höhepunkt des Stückes. Longinus 
erscheint als Bacchus mit dem Thyrsusstab, begleitet von Silen 
und den Bacchantinnen, wirft sich dem Kaiser zu Füßen und bittet 
ihn um den Dichterlorbeer: 
Si qua mihi est virtus cloctrinaque, maxime Caesar, 
Imponas capiti laurea serta meo. 
Per superos ego iuro tibi et per Sceptra Tonantis 
<• Cantabo laudes hic et ubique tuas. 
Der Kaiser küßt ihn darauf, reicht ihm den Jaspisring und 
kränzt sein Haupt mit der Lorbeerkrone, wofür ihm der Chor der 
Bacchantinnen ein Danklied in sapphischen Strophen singt. 
Der vierte Akt sorgte für die Komik, indem Silenus auf seinem 
Esel stammelnd und halbtrunken erschien. Die Diener des Hofes 
unterbrechen ihn und bringen in goldenen Bechern und Schalen 
Wein, worauf unter Pauken und Hörnerschall auf das Wohl des 
Fürsten getrunken wird. 
Im fünften Akte verabschiedet sich Diana samt allen Mit¬ 
spielenden vom Kaiser, wünscht — wie später in den Lizenzen von 
Epithalamien typisch — Bianca möge den Österreichischen Landen mög¬ 
lichst viel Erzherzoge schenken, und entschwindet in den Wäldern.1) 
*) J. Zeidler, Das Wiener Schauspiel im Mittelalter, Wien 1903, S. 30 
des Sonderabdruckes, und W. Creizenach, Geschichte des neueren Dramas II, 
Halle 1901, p. 38.
	        
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