Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Johannes Gredtner (1580—1601) eine Marienklagex) aus entschwun¬ 
denen Tagen, wie um den Faden fortzuspinnen, der zur Auferstehung 
katholischen Lebens hinüberführt. Sonst aber läßt man die Schul¬ 
meister ihre Faschingskomödien in der Tafelstube agieren,* 2 4) und 
wenn auch da und dort ein PassionsspielJ) eine Susannaf) eine 
Tragödie von Kain und Abel5) erwähnt wird, so sind das zwar 
religiöse Stoffe, aber ohne den gläubig-innigen Geist der alten Zeit. 
Die Schulmeister wollen Geld verdienen. 
Ihr Gutes hat aber doch auch diese Schuldramatik gehabt. 
Aus ihrem Stamme wuchsen nämlich die Zweige einer neuen Volks- 
dramatik. 
*) Kod. 476 der Stiftsbibliothek. In der Literatur (Mone Anzeiger 1838, 
Sp. 580 und Seb. Mayr, Das Lambacher Passionsspiel nebst einigen Kirchen¬ 
liedern. Kremsmünsterer Gymn.-Progr. 1883) gewöhnlich als Passionsspiel 
bezeichnet. 
Ob eine in Kremsmünster aufbewahrte Marienklage aus dem 14. Jahrh., 
die früher als Einband eines Curtius Rufus gedient hat, und das im Kod. VIII, 25, 
derselben Stiftsbibliothek enthaltene Dorotheenspiel, das um die Mitte des 14. Jahrh. 
entstanden ist und auf md. Ursprung weist (H. Schachner, Das Dorotheaspiel, 
Zs. f. d. Phil. 35 [1903], p. 171), für die oberösterreichische Literaturgeschichte 
in Frage kommen, ist zu bezweifeln. Die Marienklage verrät in der Sprache 
allerdings österreichischen Ursprung. Eine zweite (Kod. 404) aus dem 15. Jahrh. 
stammt aus dem bayer. Benediktinerstift Wiblingen und ist späte Schenkung. 
(Seb. Mayr, Zwei Marienklagen. Kremsmünsterer Gymn.-Progr. 1882.) 
2) In einer Rechnung des Stiftes Kremsmünster heißt es 1561: Item der 
Succentor ain spill gehalten, geben 1 Thaller. (Hagn a. a. O., p. 195.) Im Rait- 
buch des Stiftes St. Florian vom Jahre 1577 findet sich die Bemerkung, daß 
der Meister Caspar Vischer aus Rosenheim im Jahre 1576 für den Stiftsschulmeister, 
offenbar zu einer Komödie, ein Teufelskleid samt vier Sceptern um 1 Gulden 
gemalt habe. (Czerny, Kunst und Kunstgewerbe im Stifte St. Florian. Linz 1886, 
p. 113.) In einer Rechnung des Stiftes Kremsmünster vom Jahre 1615 heißt es: 
4. Jan. auf Ihr Gnaden Befehl dem Schulmeister von Pettenbach, so in der Tafel¬ 
stuben ain Comoedie gehalten, verehrt 1 fl. 30 kr. 
3) Im Augustiner-Chorherrnstift Ranshofen agiert im Jahre 1558 der 
Schulmeister eine Komödie de coena Domini. Kod. Mon. g. 1737 (Visitations- 
Protokoll). In einer Rechnung des Stiftes Kremsmünster vom Jahre 1604 heißt 
es: Dem Schneider, so zu Ostern zum Spiele ain weiß Klaid gemacht, darin er 
die Person Salvatoris agirt. (Hagn a. a. O., p. 121.) 
4) Kod. 3027 (Lun. 8°. 89) der Wiener Hofbibliothek, derselbe, in welchem 
das Rumpolt-Mareth-Spiel steht, enthält auch ein deutsches Susannenspiel 
(f. 159'—171'), welches zwar ins 15. Jahrhundert gesetzt wird, aber doch wie das 
Rumpolt-Mareth-Spiel vielleicht dem 16. Jahrhundert angehört. 
5) In einer Rechnung des Marktes Kremsmünster (aus dem 16. Jahrh.?) 
heißt es einmal: Item Steffan Twenger, Ludimoderator zu Haal, welcher die 
Tragedie von Cain und Abel alhie agiert, zu Verehrung 6 ß. (Hagn a. a. O., p. 195.)
	        
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