Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Wenden wir uns zuerst der Oper zu! 
Den meisten Erfolg unter allen Bühnenwerken dieser Periode 
hatten die Singspiele von Karl Bitters von Bittersdorf (1739—1799).*) 
Er brach der deutschen Operette eine ganz neue Bahn. Solch 
köstliche, übersprudelnde Laune, ein so keckes Ergreifen der 
Situation, ein so leichtes Gestaltungsvermögen, solche Gewandtheit 
in Handhabung der musikalischen Technik, eine so mit Lust und 
Freude durchtränkte Musik, solche natürliche und doch anständige 
Komik, so viel anmutende Gemütlichkeit hatte vor ihm noch kein 
Tonsetzer in seinen Werken zu vereinigen gewußt.2) 
Im Jahre 1786 wurde „Doktor und Apotheker“, Text von 
Stephanie d. J., in Wien zuerst gegeben; die Oper blieb nicht wie 
so viele andere, selbst die Haydrfschen,3) auf Österreich allein be¬ 
schränkt, nein, sie flog, von dem ganzen deutschen Publikum mit 
Beifall und Jubel aufgenommen, von Bühne zu Bühne und wurde 
sogar in London 36 mal hintereinander aufgeführt. In demselben 
Jahre noch (1786) schrieb er die Operetten: „Der Betrug durch 
Aberglauben“ und „Die Liebe im Narrenhause“, ihnen 
folgte 1787 „Hieronymus Knicker“ und 1788 „Das rote 
Käppchen“, lauter Werke, nicht minder beliebt und gern gesehen 
und gehört wie das erstgenannte. Sie wurden alle mit Ausnahme 
des „Orpheus“ in Linz in den Jahren 1790—1795 gegeben. 
Dittersdorf war auch in unserem Lande der Lieblingskomponist 
seiner Zeit. 
Aon Wiener Tondichtern ließ Glöggl zu Worte kommen: 
Wenzel Müller (Fagottist, Schwestern von Prag, Das neue Sonntags¬ 
kind), Fr. L. Benda (Barbier von Sevilla, Verlobung, Ariadne auf 
Naxos), B. Schack, Schenk, A. Gyrowetz, J. G. Staudinger, 
Fr. Chr. Gestewitz, J. P. Schulz. 
wobey Tmolus und Midas Schiedsrichter waren. Zur Ehre des Herrn Linzer 
Recensenten in Reime gebracht“; ferner: die Arie des Metallio aus dem 
„Spiegel von Arkadien“, Erörterungen über stehende Bühnen, Schauspielkunst, 
Schauspielwesen und Schauspieler, über das Herausrufen; Antworten auf die 
Fragen: Kann der Schauspieler vor leeren Bänken gut spielen? Geziemt es 
dem Schauspieler beim Einstudieren und vor der Vorstellung eines Stückes, 
über dasselbe öffentliche Urteile zu fällen? 
Den Beschluß macht eine gereimte Anrede an das „edle, verehrungs¬ 
würdige Publikum“. 
1) Nach Prölß a. a. 0., f 1789. 
2) H. M. Sehletterer, Das deutsche Singspiel, Augsburg 1863, p. 152. 
3) Sein „Ritter Roland“ ging hier in Linz von 1790—1795 fünfmal 
in Szene.
	        
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