Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Der Herreustand schrieb daher in der „Linzerischen Montags 
Ordinari Zeitung“ vom 1. Jänner 1776 die öffentliche Feilbietung 
des Bergschlössels oder Mäderer Gütels aus. 
Trotzdem wurde aus dem ganzen Plane nichts.1) Wie es 
scheint, hat die Landesregierung einen Strich durch die Rechnung 
gemacht. 
Man kann das aus der gereizten Antwort der Stände auf den 
Regierungserlaß vom 11. Juni 1777 erschließen, in welchem die 
eigenmächtig unternommene Ausbesserung des Redoutensaales und 
der übrigens schon 1769 beschlossene jährliche Beitrag von 400 11. 
beanständet wurde. 
Wegen des zweiten Punktes rechtfertigten sich die Stände 
mit dem Hinweise, daß sie „diese zur Unterstützung der öffentlichen 
Ergötzlichkeiten und Unterhaltung gereichende Auslage nicht aus 
unechter, sondern in der Absicht bewilligt hätten, damit durch selbe 
die mit vielen Auflagen gedrückten Gemüter der Insassen ermuntert, 
die Bürde der Kontributionslast in Vergessenheit gebracht und die 
vasallische Willfährigkeit in ununterbrochener Blüte erhalten, auch 
ansehnlichen Gästen und Durchreisenden der Aufenthalt annehmlich 
gemacht werde“. 
Diese Ausführungen scheinen doch ein Hieb für die Ver¬ 
weigerung des Theaterbaues zu sein; sie halfen aber nichts. 
Nach wie vor mußte das Theaterpublikum zur Donau hin¬ 
unterwandern, bis bei der großen Überschwemmung im Jahre 1786 
•der alte Kasten zusammenfiel. 
Notdürftig wiederhergestellt, war diese Bude an der Donau 
später nur mehr der Tummelplatz für den hölzernen Kasperl und 
Konsorten, bis ihr Herr und Meister Böckl im Jahre 1794 das 
Marionettentheater an den Schauspieldirektor Glöggl verkaufte, der 
es in den Garten des Gasthofes „Zum römischen Kaiser“ (heute 
Poche-Haus auf der oberen Promenade) übertragen ließ. Hier wurde 
eine Bretterbude errichtet, an die Stelle der Figuren traten Schau¬ 
spieler (Thiewitz, Ferrari und dessen Frau, Hackl u. a.) und das 
Sommertheater neuen Stiles war fertig.2) 
Ein Neubau wTar jetzt nach der Zerstörung des alten Theaters 
durch das Wasser eher denn je zu gewärtigen. 
^ü Der Bürgermeister Seegmüller wandte sich im selben Jahre 
noch an die Regierung mit dem Ersuchen, es möchte das städtische 
0 Dafür untermauerte man das Schauspielhaus am Wasser. 
-) Nach Notizen vom Jahre 1862 im Museum.
	        
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