Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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tiefes Verständnis dieser in der Volksseele wurzelnden Figur be¬ 
kundete, wird ihn in den Augen der gebildeten Welt herunter¬ 
gesetzt haben. Den Leuten gefielen aber solche Stücke und darum 
wurde Lindemayr populär. Nicht bloß die Chorherren Aumann und 
Gugeneder in St. Florian vertonten seine Stücke, sondern auch ein 
M. Haydn und Süßmayer, der spätere Kapellmeister an der Wiener 
Hofoper.1) 
Noch lange nach seinem Tode war der Name des P. Maurus 
weit und breit bekannt und seine Stücke blieben bis in den Be¬ 
ginn des 19. Jahrhunderts beliebte Zugnummern der Liebhaber¬ 
theater. 
(Lindemayr war in der Literatur seiner Zeit bewandert, das 
zeigen die „literar-historischen“ Stellen seiner Schriften, wenn man 
so sagen darf. In der Vorrede zum Stücke „Der Teufel im 
Faß“ läßt er sich aber keineswegs günstig darüber vernehmen: 
t 
In guter Muß und Laun las ich beym Lampenlichte 
In einer dieser Nächt verschiedene Gedichte. 
Der Text glich Zeil von Zeil gewöhnlich deutschen Beimen, 
Gereimt war dennoch nichts: dies marterte mein Ohr, 
Mir kam’s wie Fröschgequak und Katzenraunen vor. 
Sind dieses, sagte ich, die Schätz von Hypokrenen, 
Die Klopstocks neue Schul will Meisterstücke nennen? 
Legt man so dunkeim Zeug das Lob der Klarheit bey, 
So weiß ich wahrlich nicht, was Kauderwelsch noch sey. 
Und im „Un Entbehrlichen Hanswurst“ verrät er ebenso 
Kenntnis der französischen Dramatik, als in der „Komödie¬ 
probe“ seine Vertrautheit mit den Volksstücken der „Schmieren“ 
sich offenbart. 
Rabeners Satiren, zu seiner Zeit auch bei uns vielgelesen, boten 
ihm Stoffe1) und Anregungen. 
Weibliche Rollen waren theoretisch von geistlichen Bühnen 
ausgeschlossen. „Neque vero, quo loco dramata exhibentur, aditus 
mulieribus: neque ullus muliebris habitus“, lautet das Postulat der 
q Von Gugeneder finden sich im Musikarchiv zu Kremsmünster Auflage¬ 
stimmen zum „Hans von der Wort“, von M. Haydn die „Rebekka als 
Braut“, ein schäferliches Gratulationsstück. 
F. X. Süßma^er, bekannt durch seine Beziehungen zu Mozart, dessen 
Schüler er war, wurde 1766 zu Schwanenstadt geboren und starb am 17. Sep¬ 
tember 1803. Er komponierte die Arien zu Lindemayrs Stück „Der ernst¬ 
hafte Spaß“.
	        
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