Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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wissen will. Ohne rot zu werden, sehen wir unsere Larve aus ^ 
ihrem Spiegel fallen und danken insgeheim für die sanfte Ermahnung. 
In diesem Sinne müssen wir Lindemayrs Dramatik auffassen. 
Es sind keine wie immer gearteten Predigten, sondern Satire. 
In einem seiner Stücke sagt ein Oberst, die Bauern seien, 
wenn es ihnen gut gehe, nicht auszuhalten, kröchen aber zum Kreuze, 
wenn ihnen das Wasser ins Maul rinne. 
Wenn man bedenkt, daß zu seinen Stücken alles Volk aus 
der Nachbarschaft zusammenlief, wie Zeitgenossen berichten, so 
könnte man über die Unempfindlichkeit staunen, mit der diese Leute 
derlei Pfeffernüsse hinnahmen und sich zum nächsten Stücke wieder 
einfanden. 
Aber das 18. Jahrhundert mit seinem noch stark ausgeprägten 
Unterschiede der Stände pflegte das Volk überhaupt nicht mit Hand¬ 
schuhen anzugreifen und dann war es eben doch der Seelsorger, 
dem man auch auf der Bühne im stillen das unbedingte B-echt zu¬ 
sprach, männiglich die Wahrheit zu sagen. 
Lindemayr nimmt denn auch die Laster und Schwächen der 
Menschheit, die ihm als erfahrenem Seelsorger bekannt genug waren, 
treffsicher aufs Korn. So geißelt er vor allem die Trunksucht in 
den Stücken „Der ernsthafte Spaß“ und „Der Teufel, 
im Faß.“ 
Der Inhalt des ersteren ist folgender: 
Der Bauer Hans erwacht in der Wirtsstube aus seinem Rausche und 
gibt dem Einschläge im Most die Schuld an seiner Niederlage. Da kommt auch 
schon sein Sohn Jodl, ihn zu holen, weil Jöri, der Sauschneider von St. Johann 
im Pinzgau, „im Gvadä bittn“ da sei. Durch die Vorwürfe des Sohnes klingt 
die Befürchtung, es könnte der Pfleger den Vater zum Soldaten machen, wenn 
er seine böse Gewohnheit nicht aufgebe. 
Da erscheint auch schon der Feldwebel eines Dragonerregiments in der 
Wirtsstube und will dem Hans als „wohlgemachtem Mann auf Glück und gut 
Gelingen, auf wackern Heldenmut zum Frühstück eines bringen.“ Hans ist 
ganz betroffen: Wen muint ä? Jodl: Oppan ain, den s’ nachten frisch habnt 
gwaröbn. 
Es stellt sich nun heraus, daß Hans in seinem Rausche das Wort gegeben 
hat, Soldat zu werden. Jetzt will er freilich davon nichts mehr wissen und 
heimgehen, wird aber trotz der Bitten Jodls von den Soldaten festgehalten. 
Der zweite Akt macht uns mit Hansens Weib und Tochter bekannt, die 
sich in Klagen über den unverbesserlichen Bauern ergehen und Jodls Bericht 
über das Vorgefallene mit Genugtuung aufnehmen. 
Und als Hans in der Uniform zur Türe hereinkommt, da verspottet ihn 
sein Weib mit bitterem Hohn und sagt sich von ihm los. 
Umsonst droht er, umsonst verspricht er Besserung, vergeblich sind 
sogar seine Bitten.
	        
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