Volltext: Die weiland Khevenhüller'sche Majoratsgrafschaft Frankenburg und deren nächste Umgebung Zweiter Theil. (2,2 / 1860)

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Unreinen dem Herrn opfern zu lassen. Arglos sagte das Maͤdchen zu, 
und ihre Rabenmutter konnte sich über die glückliche Wahl und den 
Mut der Ziehtochter zu diesem Opfertod nicht genug freuen. 
Am 30. Maͤrz genoß Haas das Mittagsmahl, legte sich aber 
gleich wieder rücklings auf die Ofenbank im Nebenzimmer, und nach 
wie vor wurde er unter Gebeten und Ceremonien bald selbst gereini— 
get , bald reinigte er andere, die in der Stube umherknieten. 
Im Ofen verbrannte man auf den Befehl des Herrn Kleidungs— 
stücke u. d. g. Hoffartsdinge. Nach verrichtetem Abendgebete gingen 
die Kinder zu Bette; nur der Bauer, sein an Halsweh leidendes Weib 
Anna Marxia und die Tochter Franziska blieben wach, da der Teufel um 
Mitternacht kommen und seinen letzten Streich gegen ihn führen werde. 
Haas, der überall Teufel witterte, schrieb demselben auch die Er— 
krankung seines Weibes zu, und befahl seiner Tochter Franziska, ge— 
gen denselben jede nöthige Vorkehrung zu treffen. 
Franziska Haas hatte vom Pöschl selbst die neue Lehre eingeso— 
gen und mit dessen männlichen und weiblichen Aposteln seither Umgang 
gepflogen. Sie hing mit ganzer Seele an der Schwärmerei, weßwe— 
gen man sie auch im Beten, Fasten und Hoffartverbrennen zu den 
eifrigsten zählte. Sie liebte ihren Vater wie ihren Augapfel; über 
Alles aber Jesum, der im Herzen wohnt. 
Diese Franziska Haas, welche in den Vistonen und Offenbarun— 
gen der Schwärmerei lebte und webte, — überzeugt, daß Gottes 
Geist durch ihres Vaters Mund rede, und alles zu thun bereit, was 
die Stimme des Herrn fordert, — rückte den Tisch vor die Stubenthür, 
bedeckte denselben mit Bildern, stellte ein Cruzifix hin, zündete Lichter 
an, und besprengte alles mit Weihwasser. Der Vater betete mit ihr, 
und trug einen Stoß Schindeln herbei, den bösen Feind, wenn er 
ungeachtet jener Verschanzung hereinbreche, mit dieser Waffe zu ver— 
treiben. Beide stemmten sich an den Tisch, das ffnen der Thüre un— 
möglich zu machen. — Mitternacht war's geworden, der Feind zwar 
nicht hereingebrochen, aber sein Einfluß auf die kranke Mutter konnte 
sich nicht gemindert haben, da es ihr nicht besser ging. Es mußten 
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