Volltext: XV. Jahresbericht des öffentlichen Mädchen-Lyzeums in Linz 1904 (15. 1904)

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lateinische Texte sinngemäß zu übersetzen und zu verstehen vermögen. 
Außerdem verfolgt der Kurs den Zweck, den Schülerinnen die Termini 
technici der einzelnen Disziplinen in der gebräuchlichen lateinischen, be- 
ziehungsweise griechischen Form, geläufig zu machen (antike Geschichte, 
historische Namen, literarische Autoren- und Werknamen). Line einfache 
Übersicht über die antike Literatur soll sich anschließen. Der Unterrichts- 
gang soll im wesentlichen nach den Prinzipien der neuphilologischen 
Methode erfolgen. Mit dem Unterrichte im Latein wurde der Anstalts- 
lehrer Professor Johann Paul betraut. 
Dieser freie Lateinkurs begann mit je zwei Wochenstunden 
am 6. November j(903 und schloß am 2\. 3uni \90^ mit der ^9- Stunde. 
An demselben nahmen im ersten Halbjahre 30, im zweiten Halbjahre 
26 Schülerinnen der IV. bis VI. Klaffe teil. Als Lehrbücher dienten 
die lateinische Schulgrammatik von Josef Strigl und die Chrestomathie 
aus Cornelius Nepos und Turtius Rufus von (Solling. 
Aufgebaut war der Kurs auf den bis zur vierten Klasse er- 
wordenen Kenntnissen im Französischen; die Paradigmen und Übungs- 
worte wurden so ausgewählt, daß sie bereits bekannten französischen 
Vokabeln entsprachen. Auch während der Lektüre wurde auf diesen 
Besitzstand stets hingewiesen. Ls wurde unmittelbar nach den einleitenden 
Bemerkungen mit der Lektüre begonnen. Gelesen wurde aus (Lurtius 
Nufus de gestis Alexandri Magni, Stück I, Kap. \—XX. ganz. 
An poetischer Lektüre, welche besonderem Interesse begegnete, wurden 
folgende Texte aufgeschrieben und übersetzt: Ovid, Tristium ex Ponto 
„Abschied von Rom", Horaz: Persicos odi (L 58), Integer vitae (I. 22) 
und Exegi monumentum (III. 30). 
3n der Formenlehre wurde das Nomen und das verbum durch- 
genommen; von den Ausnahmen nur das Wichtigste bei den von: 
Texte gebotenen Gelegenheiten. Schriftliche Hausübungen werden nur 
in beschränkter Zahl aufgegeben; sie erstreckten sich auf Flexionsübungen 
und leichte, deutsch diktierte Sätze. Ferner wurde eine kleine. Sammlung 
allgemein verbreiteter lateinischer Sentenzen und historischer Aus- 
sprüche 2c. angelegt. 
b) Förderung des Unterrichtes. 
Weiter hat der Unterricht im Sinne des § 26 des ministeriellen Statutes 
für Mädchen-Lyzeen vom Dezember \90^, Z. 3^.55 J, namentlich der 
Anschauungsunterricht, durch korporative Besuche von Museen, wissen- 
schaftlichen Instituten, Ausstellungen, Fabriken und Wohlfahrtseinrichtungen, 
damit die Schülerinnen in das reale Leben eingeführt und mit den Lr-
	        
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