Volltext: XIV. Jahresbericht des öffentlichen Mädchen-Lyzeums in Linz 1903 (14. 1903)

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Goethe sein besonderes Interesse zugewendet hat. Wenn auch Bilder hier 
aushelfen können, so wird doch der Anblick des Originals oder der gleich 
großen Aopie in einem Museum, einer Bildergalerie, im Privatbesitze ic. 
mehr (Erfolg und Wirkung haben, Hier allerdings kann wohl nur eine 
Großstadt das Material bieten, aber wo es vorhanden ist, soll es für 
Schule und Unterricht nicht unbenutzt gelassen werden. Ls wird dadurch 
nicht bloß augenblicklich der Unterricht belebt und vertieft, sondern auch für 
die Zukunft vorgebaut; denn Schüler, die so an eine nach gewissen Gesichts- 
punkten geordnete Betrachtungsweise gewöhnt sind, werden nicht leicht, wenn 
ihnen später Gelegenheit zu großen Reisen geboten ist, gedankenlos die 
Museen und Sammlungen durchwandern, weil es eben so herkömmlich ist, 
sondern bleibenden Gewinn daraus ziehen. 
V. Dikerarische Jtätten. 
Neben solchen einem bestimmten, oft schon vorbereiteten Zwecke dienenden 
Exkursionen kann aber der literaturgeschichtliche Unterricht auch bei zwang- 
losen Spaziergängen, Schulausflügen, Stadtpromenaden u. dgl. wirksame 
Förderung erfahren. Auch hier werden einerseits Großstädte mit ihren zahl- 
reichen Denkmälern, anderseits literarisch hochberühmte Orte im Vorteile sein; 
aber daß auch eine kleinere Stadt und deren nächste Umgebung in dieser 
Einsicht viel Anregung und Belehrung bieten kann, sei an dem Beispiele 
von Linz gezeigt. Da haben wir das Denkmal Adalbert Stifters und die 
Tafel an seinem Wohnhause, die Gedenktafel an dem Wohnhause Gilms. 
An solchen Dingen soll nicht ganz gedankenlos vorübergegangen werden; 
sie sollen eine lebendige Erinnerung bleiben, sonst find sie unnütz und könnten 
in einem Aeller- oder Bodenraum so gut stehen wie an öffentlichen Plätzen. 
Da muß aber der Lehrer mithelfen; er muß der persönlichseit des Dichters 
Platz schaffen in der Seele und dem Gedankenreiche des Rindes; er muß 
den großen Toten lebendig machen für Auge und Gemüt des Schülers. Da 
sind ferner die Friedhöfe (Stifters Grabmal), die nicht unbeachtet bleiben 
sollen. Die Straßennamen sind nicht nur für den Adreßkalender und den 
Postboten da; auch sie sollen Anregung geben (Lessinggasse, Lenaugasie, 
Stifterstraße, Goethestraße, Schillerstraße, Stelzhamerstraße ic.). 
Aber auch jener sollen wir nicht vergessen, die kein äußeres Denkmal 
ihres Daseins erhielten. XOxt werben uns an Goethes Suleika erinnern, an 
die lieblich-rührende Gestalt Mariannens von U)illemer, die in Linz geboren ist. 
Wir gehen an dem Theater vorüber. Da werden wieder Gestalten 
in uns lebendig. In diesem Hause sang einst die Schriftstellerin, die wie 
wenig andere ein Liebling der deutschen Mädchen- und Frauenwelt gewesen 
ist und noch ist, L. Marlitt.
	        
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