Volltext: XXI. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1909/10 (21. 1909/10)

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äußere Einwirkungen völlig passiv; letzterer ein System heterogener Teile 
(Organe), in innerer und äußerer Bewegung begriffen, sich beständig 
gegen Leblosigkeit behauptend, nach einem zielstrebigen Gestaltungsprinzip, 
einer „Entelechie" geformt. 
Mit dem Stoffwechsel entsallen auch alle übrigen durch ihn 
bedingten Erscheinungen, wie Assimilation und Wachstum, Vermehrung 
und der ganze Zyklus der Entwicklungstatsachen, der seinerseits wieder 
auf Beizeinprägung, Anpassung, Gedächtnis und Vererbung beruht, 
wenn auch oft überraschende Analogien zu diesen in der unbelebten 
Materie aufzudecken sind. Aber es find eben nur Analogien und keine 
Wesensgleichheiten. Denn es geht nicht an, die Grenzen zwischen belebter 
und unbelebter Natur völlig aufzuheben, wie dies von mancher Seite 
geschieht, die Unterschiede zu verwischen oder sie nur als graduelle 
gelten zu lassen. So ist es z. B. doch absurd, die Vermehrung (Teilung) 
einer Amöbe mit dem Zerfall eines aufplatzenden Ouecksilbertropfens 
oder die Bewegungen einer Dampfmaschine, etwa einer Lokomotive, 
also eines künstlichen Anorganismus, mit den Bewegungen eines Tieres 
oder des Menschen in jeder Einsicht zu vergleichen, wenn auch einige 
Vergleichspunkte sich geltend machen lassen. Oder die Ontogenie als 
allgemeines Lebensphänomen zu leugnen, weil Amöben keinen Entwick¬ 
lungsgang durchmachen — was übrigens zu beweisen wäre, denn es 
ist sehr wahrscheinlich, daß auch die Einzeller bis zu ihrer Fortpflanzung 
einem Beifungsprozeß unterliegen. Oder gleichen Sinnes die Fortpflanzung 
ihres Tharakters als einer typischen Lebenserscheinung zu entkleiden, 
weil es in manchen Insektenstaaten unfruchtbare Weibchen gibt, oder 
die Selbstbeweglichkeit des Plasmas und der Organismen einzuschränken, 
weil ruhende Samen, Sporen ro. starr sind usw. 
Der Kreislauf der Stoffe. 
Die Anorganismen kennen weder Entstehen noch Vergehen im 
Sinne von Geburt, Keimung und Tod. Doch sind ihre Stoffe in einer 
steten langsamen Umwandlung und in einem ewigen Kreislauf begriffen, 
der teils rein mechanischer, teils auch chemischer Natur ist. Zum ersteren 
zählt der Kreislauf des Wassers durch die drei Aggregatzustände des 
Gasförmigen, Flüssigen und Festen hindurch und ein Kreislauf gro߬ 
artigsten Maßstabes, der Kreislauf der Gebirge: Gebirgsfels verwittert 
und wird weggespült, sandige, tonige Sedimente lagern sich am Grunde- 
der Wasserbecken, werden durch Hebung und Trocknung zu kompaktem 
Gestein und falten sich zu Gebirgsrippen. wechselvoll ist auch der 
Kreislauf der Elemente und sind ihre jeweiligen Bindungen im Bereich
	        
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