Volltext: XXI. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1909/10 (21. 1909/10)

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Kohlensäure in der Atmosphäre. Gleichgewichtsstörer ist hier oft der 
Mensch, im guten wie im schlechten Sinne, und es braucht wohl nicht 
weiter ausgeführt zu werden, welchen Einfluß z. B. die Abholzung eines 
großen Waldrevieres auf die Tier- und Pflanzenwelt des Forstes hat. 
Zellulose fällt in Form von Laub alljährlich in vielen Millionen Zentnern 
zu Boden und würde (nebst den Kadavern der verendeten Tiere) in kurzer 
Zeit durch ihre Anhäufung alles Erdleben ersticken, wenn sie nicht 
durch Fäulnis- und Gärungsbakterien in einfache Stoffe zerlegt würde, 
die wieder von den pflanzlichen Organismen aufgenommen werden. 
Infolge dieser Abhängigkeiten wäre z. B. eine einzige Organismenart 
allein auf der Erde auf die Dauer nicht existenzfähig. So etwa eine 
Pflanzenfresserart infolge von. Übervermehrung. 
Gleichgewichtsgesetze beherrschen das gesamte Leben der Erde und 
auch das Kulturleben der Menschheit. Schon in einem begrenzten Stück 
Naturland, einem tropischen Urwald z. B., also in einer Biosphäre 
engeren Sinnes, oder zwischen den pflanzen einer wiese herrscht dieses 
Gleichgewicht. Aber dieses Gleichgewicht ist kein starres, in sich ruhendes, 
sondern durch den Existenzkampf der Organismen ein beständig ge¬ 
störtes und immer wieder hergestelltes, ein bewegliches oder dynamisches 
Gleichgewicht. Dieses ist nur gewährleistet in Systemen, in denen be- 
ständig Energieumsätze stattfinden. Kurz gefaßt ergibt sich: die Sphären 
des Erdkörpers sind untereinander im b e w e g l i ch e n G leich¬ 
gewichte. Am vollkommensten ist dieses Gleichgewichts¬ 
prinzip verwirklicht in der Biosphäre. 
Als „Organismus" paßt sich die Erde in Zeit und Form ihrer 
Bahndurchmefiung dem Planetensystem unserer Sonne an, durchläuft 
Entwicklungsstadien und strebt als Weltkörper „alternd" einem End¬ 
zustände zu, aus dem eine Wiedergeburt, das heißt eine Rückkehr in 
die gasförmige, neuerdings entwicklungsfähige Jugendforen nur durch 
einen Impuls von außen möglich wäre. Über das dereinstige Schicksal 
unserer Erde gibt es nicht wenig Vermutungen und wenn man einen 
katastrophalen Untergang (Zusammenprall mit großen Meteoriten ro.) 
als wenig wahrscheinlich ausschließt und Prognosen aus Näherliegendem, 
z. B. dem Aussehen bereits älterer und in der Entwicklung weiter vor¬ 
geschrittener Planeten zieht, so geht unser Erdball einem Stadium der 
Wasser- und Luftverarmung entgegen. Infolge der zunehmenden Der- 
panzerung wird die Exhalation von wasserdampf und Kohlensäure 
herabgesetzt und Wasser und Atmosphäre werden allmählich in die stetig 
nach Mächtigkeit und Ausdehnung wachsenden lockeren und porösen 
Derwitterungsschichten aufgesogen und zum Teil chemisch gebunden.
	        
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