Volltext: Von Tannenberg bis Hellingfors. Polen. Rumänien. Von den Karpathen zum Kaukasus. Die serbische-mazedonische Front. Italienfront. Der Orient (I. / 1935)

Rückblick 
Es lohnt sich, am Ende eines solchen Feldzuges, wie es der rumänische war, den Blick noch einmal 
zurückzuwenden. In dem großen Geschehen des Weltkrieges gibt es nicht viele Rriegshandlungen, 
die sich in ihrer Bedeutung und in der Geschlossenheit und dramatischen Wucht ihres Verlaufes an 
seine Seite stellen lassen. Rlar und scharf, wie ein über das vielgestaltige Gebirge hinausragender 
Gipfel, heben sich feine Umrisse von der Fülle der Begebenheiten des Unglücksjahres l-lö ab. 
In keiner Lage des Rrieges verdient der Mur und der Schwung der deutschen Führung größere 
Bewunderung als zu Beginn des rumänischen Rrieges; niemals war die Truppe ein zuverlässigeres 
Rriegsinstrument. Man wird sagen können, daß der Weltkrieg im rumänischen Feldzug seinen äußersten 
Rulminationspunkr erreicht har. Es war die letzte Gelegenheit zu freien operativen Entschlüssen, 
die letzte Möglichkeit für die deutsche Truppe, in der ihrer Natur und Erziehung entsprechenden Art 
zu kämpfen. Raketengleich leuchten hier noch einmal in der Vielseitigkeit des Gesamterlebnisses die 
glänzenden kriegerischen Eigenschaften des Heeres von auf. 
Der Plan, der verzweifelten Lage, Ln welche die Mittelmächte durch die rumänische Rriegs- 
erklärung versetzt wurden, nicht durch Abwehr, sondern durch Angriff mit dem Ziel der Vernichtung 
des Feindes zu begegnen, ist von einer solchen Rühnheit, daß er phantastisch erscheinen könnte, wenn der 
Verlauf der Dinge nicht feine Richtigkeit erwiesen hätte. Die Rraft der Durchführung ist über jedes 
Lob erhaben. Weder Gebirge noch Ströme, weder die Unbilden des herbstes, die das Land in Morast 
verwandelten, noch der Beginn eines harten Winters vermochten die Verantwortlichen von ihrem Ziel 
abzulenken. Unerbittlich, wie das Schicksal selbst, bestimmten sie Anfang, Ablauf und Ende. 
Man vergegenwärtige sich den gewaltigen Fluß der Ereignisse in einem Feldzug, der nach knapp 
vier Monaten mit der Eroberung des größten Teils Rumäniens endete. In zwei Feldschlachten, 
ähnlich denen von Tannenberg und an den Masurischen Seen, werden die Hauptkräfte des Feindes 
geschlagen und über die Grenze zurückgeworfen. Der Versuch, in rastloser Verfolgung zugleich mit 
dem Feinde die Paßübergänge des Gebirges und die Ausgänge zur rumänischen Ebene zu gewinnen, 
mißglückt. Aber durch Zusammenballung der Rräfte an einer Stelle gelingt es dann doch noch, das 
Hochgebirge zu überwinden und in die Walachei einzubrechen. Die Folge ist die Aufrollung der ganzen 
Gebirgsfront. 
Um eine richtige Vorstellung von der Größe dieser Vorgänge zu gewinnen, erinnere man sich, 
daß russische Millionenheere jahrelang vergeblich um die Eroberung der viel niedrigeren Rarpathen- 
pässe und um den Eintritt nach Ungarn gerungen haben, daß die ganze italienische Armee in elf Schlach¬ 
ten den österreichischen Widerstand in den Südausläufern der Alpen bei Gör; und auf der Hochfläche 
von Doberdo nicht zu brechen vermochte. Um den Übergang über die Transsylvanischen Alpen zu 
erzwingen, genügten ein halbes Dutzend deutsche Divisionen. 
Gekrönt wurde das Werk dieses Feldzuges durch einen jener großen Flußübergänge angesichts 
des Feindes, die im Weltkrieg nur von den Deutschen unternommen sind und die ihnen stets glückten. 
Die taktischen und technischen Vorbereitungen waren so getroffen, daß jeder feindliche widerstand 
versagte. 
Moderne Festungen wurden überrannt oder öffneten ohne Widerstand die Tore. Schwere Rrisen 
wurden fast spielend überwunden. Niemals verlor die Führung auch nur für einen Augenblick die 
Initiative, niemals wurde der Vernichtungsgedanke preisgegeben. Noch nach Jahrhunderten wird 
man an dem klassischen Beispiel des rumänischen Feldzuges Rriegsgeschichte lehren. 
Das Ergebnis dieses bis zur Erschöpfung der letzten Rräfte durchgeführten Feldzuges entsprach 
der Leistung von Führer und Truppe, wenn auch er schließlich nur eine Episode und für den Ausgang 
des Weltkrieges bedeutungslos blieb, so kann dies an der Beurteilung nichts ändern. Denn jede Tat 
trägt ihren wahren wert in sich.
	        
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